Widerstand gegen den NS-Staat

In Moabit gab es unter­schied­li­chen Wider­stand gegen die Natio­nal­so­zia­lis­ten. Hier exis­tierte die gesamte Band­breite der Oppo­si­tion: Orga­ni­sierte Kommu­nis­ten, bürger­li­che und christ­li­che Nazi­geg­ner, jüdi­schen Wider­stand, aber auch Menschen, die ganz im Priva­ten gehol­fen haben. Natür­lich waren es viel zu wenige, die tatsäch­lich etwas getan haben gegen die Verbre­chen der Nazis, die Juden­ver­fol­gung und die Zerstö­rung mensch­li­chen Denkens. Hier einige Beispiele.

Persön­li­cher Wider­stand

In mindes­tens 36 Wohnun­gen oder Geschäf­ten in Moabit wurden Jüdin­nen und Juden versteckt, um sie vor der Depor­ta­tion ins KZ zu schüt­zen. In einem Fall wuss­ten fast alle Miete­rIn­nen im Haus davon und unter­stütz­ten die Fami­lie.

Jüdi­scher Wider­stand

Werner Scharff war Elek­tri­ker in der als Sammel­la­ger miss­brauch­ten Synagoge Levet­zow­straße. Er stellte sich mit eini­gen Gestapo-Beam­ten gut und erhielt so Einblick in die Listen der geplan­ten Depor­ta­tio­nen. Zahl­rei­che Menschen konnte er dadurch vor der Verhaf­tung warnen. Scharff besorgte Lebens­mit­tel­kar­ten, Unter­künfte, falsche Papiere und hatte bald eine 30 Mann starke Wider­stands­gruppe orga­ni­siert. Sie verteil­ten Flug­blät­ter, plan­ten sogar Befrei­ungs­ak­tio­nen für Menschen, die die Gestapo gefan­gen hielt. Leider wurden sie verra­ten und erschos­sen.

Oder Otti­lie Pohl. Die eins­tige Abge­ord­nete der USPD unter­stützte unter­ge­tauchte Juden und deren Fami­lien. Bis sie 1942 selber depor­tiert und ermor­det wurde.

Kommu­nis­ti­scher Wider­stand

Robert Uhrig war Fach­ar­bei­ter bei Osram in der Sickin­gen­straße. Er war verant­wort­lich für eine KPD-Zelle in diesem Betrieb. Trotz zwischen­zeit­li­cher Verhaf­tung und Über­wa­chung durch die Gestapo gelang es ihm, die anti­fa­schis­ti­sche Arbeit zu verstär­ken. Er baute Kontakte zu Arbei­te­rIn­nen der umlie­gen­den Indus­trie­be­triebe auf, wie zu Loewe und die BAMAG, dann in ganz Berlin, schließ­lich in viele Indus­trie­städte Deutsch­lands. Die “Uhrig-Gruppe” gehörte um 1941 zu den größ­ten Wider­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen in Berlin, ihr gehör­ten schließ­lich auch Ange­stellte, Beamte und Offi­ziere an.

Ein Jahr später wurden Robert Uhrig und 40 weitere Mitglie­der der Gruppe verhaf­tet, im August 1944 starb er unter dem Fall­beil.

Bürger­li­cher Wider­stand

Im Kran­ken­haus Moabit gab es sogar zwei Wider­stands­grup­pen. Eine davon, um die Ärzte Georg Gros­curth und Robert Have­mann, grün­dete sich 1941. Sie versteck­ten Juden und Deser­teure der Wehr­macht, beschaff­ten ihnen Ausweise, Nahrungs­mit­tel und Infor­ma­tio­nen. Im Herbst 1943 wurde sie verra­ten und verhaf­tet.

Mehr dazu im Arti­kel über das Kran­ken­haus Moabit.

Christ­li­cher Wider­stand

Der Pfar­rer­not­bund sowie die Beken­nende Kirche waren auch in Moabit vertre­ten. Herbert Link, einer von fünf Pfar­rern der Heilands­kir­che, gehörte dazu, ebenso sein Kollege Kamlah. Gemein­de­mit­glie­der der St. Johan­nis­kir­che versteck­ten poli­tisch und jüdisch Verfolgte. Ihr Pfar­rer Hell­muth Hitzi­grath war Vertrau­ens­mann aller Bekennt­nis­pfar­rer des Kirchen­krei­ses Berlin und arbei­tete eng mit Martin Niem­öl­ler im Pfar­rer­not­bund zusam­men. Er versteckte sogar Verfolgte in seinem Pfarr­haus.

Jugend­li­cher Wider­stand

Die „Gruppe Hansa“ bestand aus rund 30 Schü­lern und Lehr­lin­gen, die sich in der Bochu­mer Straße trafen. Mindes­tens ein Drit­tel von ihnen waren Juden. Sie trie­ben zusam­men Sport, waren aber auch poli­tisch sozi­al­de­mo­kra­tisch enga­giert, vor allem mit Flug­blatt­ak­tio­nen. Doch schon 1934 löste sich die Gruppe auf, nach­dem mehrere Mitglie­der fest­ge­nom­men worden waren. Manche gingen für lange Zeit ins Gefäng­nis, andere flüch­te­ten ins Ausland.

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Recherche antisemitischer Vorfälle

Jeden Tag müssen Jüdin­nen und Juden Anti­se­mi­tis­mus erle­ben. Das ist kein Problem der Vergan­gen­heit, sondern hoch­ak­tu­ell. Der Bundes­ver­band der Recher­che- und Infor­ma­ti­ons­stel­len Anti­se­mi­tis­mus (RIAS) sammelt und doku­men­tiert diese Vorfälle.