Der Deportationsbahnhof

Der Ort, von dem die meis­ten Berli­ner Juden depor­tiert wurden, war der Güter­bahn­hof Moabit. Er wurde auch als Bahn­hof Putlitz­straße, Bahn­hof Quit­zow­straße oder schlicht Bahn­hof Moabit bezeich­net.

Im Norden des Stadt­teils gele­gen war er Teil einer ganzen Kette von Eisen­bahn­an­la­gen. Er diente als Schnitt­stelle zwischen der Hambur­ger, der Lehr­ter sowie der staat­li­chen Ring­bahn. Ebenso fungierte er als örtli­cher Güter­bahn­hof. Daraus ergab sich ein für den Laien nicht einfach zu verste­hen­des Gewirr von Glei­sen und Bahn­däm­men. Neben den typi­schen Anla­gen wie Güter­schup­pen und Lade­glei­sen gab es noch die Mili­tär­rampe am Gleis 69 im östli­chen Bahn­hofs­be­reich an der Quit­zow­straße und die nahezu paral­le­len Gleise 81 und 82. Diese dien­ten zum Trans­port der drei großen, in Moabit ansäs­si­gen Regi­men­ter. Nach dem Ersten Welt­krieg und gemäß den Rege­lun­gen des Versailler Vertra­ges wurden viele der Kaser­nen aufge­löst, sodass besagte Gleise verwais­ten.

Das änderte sich mit dem Beginn der Depor­ta­tio­nen. Darin ähnelt der Moabi­ter Güter­bahn­hof dem Bahn­hof Grune­wald: Dort war es ein nicht mehr benö­tig­ter Perso­nen­bahn­hof, hier waren es die Mili­tärgleise. Beide verfüg­ten damals aber noch über eine Signal- und Siche­rungs­tech­nik, die für die Zwecke der Shoa genutzt werden konnte. Die Gleise lagen darüber hinaus in beiden Fällen abseits der noch genutz­ten Bahn­an­la­gen. Sprich: Die Depor­ta­tio­nen stör­ten nicht den regu­lä­ren Betrieb.

Zwischen Okto­ber 1941 und Früh­jahr 1945 wurden über 50.000 Jüdin­nen und Juden aus Berlin und Umge­bung von Berli­ner Bahn­hö­fen depor­tiert. Ziele waren die Ghet­tos, Lager und Vernich­tungs­stät­ten im Osten, in den von Deut­schen besetz­ten polni­schen, tsche­chi­schen und sowje­ti­schen Gebie­ten, wie Riga, Minsk, Lodz, There­si­en­stadt oder Ausch­witz. Nur sehr wenige haben die Lager über­lebt.

Schon in der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit wurden kleine Gedenk­ver­an­stal­tun­gen am Bahn­hof Grune­wald abge­hal­ten, die wohl die Wich­tig­keit dieses Ortes festig­ten. Lange Zeit ging man davon aus, dass die meis­ten Menschen von dort in den Tod gebracht wurden.
Der Güter­bahn­hof Moabit dage­gen fand Jahr­zehnte lang nur als einer unter ande­ren Erwäh­nung.

2017 wurde dort ein Gedenk­ort einge­rich­tet, der jedoch umstrit­ten ist.

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