Neptunbrunnen

Für Berlin-Besu­cher ist der Neptun­brun­nen ein Muss, wenn sie die City Ost besu­chen. Viele Berli­ner dage­gen nehmen ihn kaum wahr, obwohl er — zwischen Fern­seh­turm, Roten Rathaus und Spree gele­gen — auf der lufti­gen Frei­flä­che kaum über­se­hen werden kann.
Im Jahre 1891 wurde der Brun­nen auf Veran­las­sung und mit Mitteln des Magis­trats direkt am Schloss­platz aufge­stellt, etwa an der heuti­gen Einmün­dung der Brei­ten Straße in die Rathaus­straße in Mitte.

Schon Karl Fried­rich Schin­kel hatte für densel­ben Stand­ort in der Achse der Brei­ten Straße im Auftrage mehre­rer märki­scher Körper­schaf­ten einige Entwürfe für einen Brun­nen ausge­ar­bei­tet, der wieder die Frei­heits­kriege zum Thema hatte. Im Mittel­punkt der Schin­kel­schen Entwürfe stand die Kolos­sal­ge­stalt einer Borus­sia. Dieser Brun­nen kam, man kann auf Grund der vorhan­de­nen Zeich­nun­gen sagen, glück­li­cher­weise, nicht zur Ausfüh­rung. Nach dem Krieg 1870/71 griff man die Idee eines Denk­mals­brun­nens erneut auf. In Anleh­nung an die Schin­kel­schen Pläne war es dies­mal die Symbol­fi­gur der Germa­nia, die an die sieg­rei­chen Schlach­ten über die Fran­zo­sen erin­nern sollte. Der Brun­nen, der dann 1891 aufge­stellt wurde, hatte inhalt­lich nichts mehr mit diesen heroi­sie­ren­den Vorstel­lun­gen zu tun. Den Mittel­punkt der Anlage bildet die Gestalt des Meeres­got­tes Neptun (Neptun war auch Posei­don in der grie­chi­schen Mytho­lo­gie) mit dem Drei­zack. Triton ist vor seinem Vater, Posei­don, der sein Kommen verkün­det. Hinter Neptun befin­det sich eine Proteus­fi­gur, die sich in der Mytho­lo­gie verän­dern könnte. Nereus sitzt am Becken­rand und ist der Vater der fünf­zig Nere­iden, der Nixen. Zwei von Neptuns Gefolgs­frauen sind auch anwe­send, und Fische liegen auf dem Boden des Brun­nens.

Der Entwurf des Brun­nens stammt von Rein­hold Begas, einer der am meis­ten mit öffent­li­chen Aufträ­gen beschäf­tig­ten Berli­ner Bild­hauer der Kaiser­zeit. Das Modell hatte er schon 1880 ange­fer­tigt, ohne dabei einen festen Stand­ort im Auge zu haben. In der thema­ti­schen und künst­le­ri­schen Konzep­tion finden sich Anklänge an den Brun­nen von Rafael Donner auf dem Neumarkt in Wien, wie auch an den Vier­ströme-Brun­nen Gian­lo­renzo Bern­i­nis auf der Piazza Navona in Rom. Die Kunst­kri­ti­ker waren über den künst­le­ri­schen Wert des Brun­nens geteil­ter Meinung. Es wurde bemän­gelt, dass Neptun passiv dastände und nicht mit dem Drei­zack Wasser aus den Felsen schlage oder aus den Fluten auftau­che. Dage­gen fand der Neptun­brun­nen sofort die unge­teilte Sympa­thie der Berli­ner Bevöl­ke­rung. Das äußerte sich auch darin, dass er den liebe­vol­len Spitz­na­men “Forcken­be­cken” erhielt, nach dem dama­li­gen, sehr belieb­ten Ober­bür­ger­meis­ter Maxi­mi­lian von Forcken­beck.

Im zwei­ten Welt­krieg wurde vor allem die Einfas­sung aus Granit stark beschä­digt. Im Zuge der städ­te­bau­li­chen Neuord­nung der Ost-Berli­ner Innen­stadt wurde der Neptun­brun­nen 1968/69 auf den neu gestal­te­ten Platz gegen­über des Roten Rathau­ses versetzt.
Heute wird über­legt, den Brun­nen nach Fertig­stel­lung des Humboldt-Forums den Brun­nen wieder an den ursprüng­li­chen Stand­ort zu verset­zen.

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