NVA-Bunker Garzau

Orga­ni­sa­ti­ons- und Rechen­zen­trum der Natio­na­len Volks­ar­mee

Der Besuch von Bunker­an­la­gen ist fast immer eine kleine Reise in eine verbor­gene Welt. Die offi­zi­ell als “Schutz­bau­werke” bezeich­ne­ten Anla­gen haben meist eine beklem­mende Ausstrah­lung; egal, ob sie im Welt­krieg für den Schutz von Zivi­lis­ten gebaut wurden, zu DDR-Zeiten der Stasi oder dem Mili­tär dien­ten oder ob sie in West-Berlin vor atoma­rer Bedro­hung schüt­zen soll­ten.
Der Bunker in Garzau, östlich von Berlin nahe Henni­cken­dorf, ist da keine Ausnahme. Er beher­bergte einst das Orga­ni­sa­ti­ons- und Rechen­zen­trum (ORZ) der Natio­na­len Volks­ar­mee (NVA) der DDR. Nicht weit von Straus­berg gele­gen, wo das Kommando der DDR-Streit­kräfte saß, hatte es in der Logis­tik der Armee eine zentrale Aufgabe. In der 1976 in Betrieb genom­men Anlage wurden die tägli­chen Meldun­gen der Einhei­ten und Stäbe über Stär­ken, Bestände, Trup­pen­be­we­gun­gen und Vorkomm­nisse zusam­men­ge­tra­gen, aufbe­rei­tet und elek­tro­nisch an das Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rium weiter­ge­lei­tet.
Bei dem Bunker handelt es sich um eines der größ­ten Schutz­bau­werke der NVA aus dem Kalten Krieg. Von außen ist jedoch nicht viel zu erken­nen. Wie oft bei mili­tä­ri­schen Anla­gen wurde Wert auf Tarnung gelegt und so sieht man nicht mehr als ein Büro­ge­bäude mit einem dahin­ter liegen­den Hügel. Wer aber an einer der wöchent­li­chen Führun­gen teil­nimmt, erlebt eine Über­ra­schung: Im Gebäude führt eine Treppe nach unten und hinter dicken Türen öffnet sich dem Besu­cher ein 200 m langer Gang. Er führt in das Innere des vermeind­li­chen Hügels, der tatsäch­lich den aufge­schüt­te­ten Bunker verbirgt. Am Ende muss man durch eine Schleuse, mehrere Tonnen schwere Stahl­tü­ren aus sowje­ti­scher Produk­tion geben den Weg in das eigent­li­che Rechen­zen­trum frei.
Hier sind wesent­li­che Teile der ursprüng­li­chen Ausstat­tung noch erhal­ten. Auf zwei Etagen wird man zuerst in den Compu­ter­raum geführt: Er liegt im Inne­ren der Anlage, sein Boden steht auf etwa 50 cm hohen, star­ken Federn, die bei einer nahen Atom­bom­ben­ex­plo­sion die Bewe­gungs­en­er­gie auffan­gen soll­ten, um eine Beschä­di­gung der Rech­ner zu verhin­dern.

Danach werden die beein­dru­cken­den Versor­gungs­an­la­gen vorge­stellt. Um eine unab­hän­gige Strom­ver­sor­gung zu gewähr­leis­ten, wurden z.B. vier Schiffs­mo­to­ren instal­liert. Eine impo­nie­rende Luft­fil­ter­an­lage sollte selbst bei einem Angriff mit Gift­gas oder bei radio­ak­tiv verseuch­ter Luft das Über­le­ben im der Anlage sichern. Das Wasser bezieht der Bunker bis heute aus einem eige­nen Brun­nen. Etwa 17 Meter unter der Erdober­flä­che soll sogar ein Über­le­ben möglich gewe­sen sein, wenn wenige hundert Meter weiter eine Atom­bombe von der Größe der Hiro­shima-Bombe explo­diert wäre. Glück­li­cher­weise musse die Anlage nicht bewei­sen, dass das auch stimmt.

Hätte während eines Angriffs eine verseuchte Person in den Bunker einge­las­sen werden müssen, so gab es dafür eine spezi­elle Routine: Derje­nige musste über mehrere Statio­nen vertei­len Dekon­ter­mi­nie­rungs­maß­nah­men über sich erge­hen lassen, bevor er ins Innere des Bauwerk gelan­gen konnte.
Beein­dru­ckend ist auch der Dispatcher­raum, der zentrale Kontroll­raum des Bunkers. Von hier aus konnte die gesamte Anlage wie Zugänge, Strom‑, Wasser- und Luft­ver­sor­gung gesteu­ert werden. Fast alle Schalt­pulte und Kontroll­ta­feln sind noch erhal­ten und schein­bar in Betrieb.

Nach der Auflö­sung der DDR wurde das Rechen­zen­trum noch bis 1993 von der Bundes­wehr genutzt. Es ist in einem sehr guten Zustand.

Bunker Garzau
Gladow­s­hö­her Straße 3
15345 Garzau
0173 — 619 27 12
info@bunker-garzau.de
www.bunker-garzau.de

print

Zufallstreffer

Berlin

Denk mal

Berlin ist nicht gerade arm an Denk­mä­lern. Am Großen Stern im Tier­gar­ten steht beson­ders prot­zig der Eiserne Kanz­ler Bismarck, am Olym­pia­sta­dion werden die stol­zen Recken des groß­deut­schen Reichs­sports in Stein geehrt, und dann gibt es […]

Weblog

Stolz, ein Deutscher zu sein

Es ist schon beein­dru­ckend, was in Deutsch­land gerade passiert. In Dres­den stel­len sich die Bieder­män­ner hinter die Brand­stif­ter und hetzen gemein­sam gegen geflüch­tete Menschen. Ein Teil von ihnen  zieht auch los, prügelt auf Schwarz­haa­rige ein […]

1 Kommentar

  1. Der nächste Regio­nal­bahn­hof ist Rehfelde (RB 26)!!! Von da aus ca. 0,5 km in Rich­tung Garzau und dann 0,5 km in Rich­tung Gladow­s­höhe. Die Bunker­an­lage befin­det sich auf der linken Stra­ßen­seite.

Hier kannst Du kommentieren

Deine Mailadresse ist nicht offen sichtbar.


*