Falsch verbunden

Es kann vorkom­men, dass ein Hotel mal über­bucht ist. Die Gäste werden dann in der Regel vom Hotel in ein ande­res vermit­telt, den Trans­port dort hin über­neh­men dann wir Taxi­fah­rer. Aber manch­mal wundert man sich schon über dieje­ni­gen, die das im Hotel orga­ni­sie­ren.

Als ich meine Fahr­gäste mitten im Prenz­lauer Berg in einer großen Hotel­kette abholte, waren sie schon reich­lich sauer. Obwohl sie vor Wochen gebucht hatten, war ihr Zimmer an jemand ande­res verge­ben. An der Rezep­tion hat man sie lange warten lassen und dann ein Hotel genannt, in dem sie unter­kom­men würden. Einen Zettel mit Name und Adresse beka­men sie nicht.
Sie nann­ten mir also den Namen des Hotels, der auch nur einmal in Berlin vorkommt. Es war in der West-City, eine gute 20-Euro-Tour.

Während der Fahrt hatten wir ein ange­neh­mes Gespräch, nach einer Vier­tel­stunde aber frag­ten mich die Fahr­gäste, ob wir denn wirk­lich noch im Prenz­lauer Berg seien. “Nein, schon lange nicht mehr, das hier ist Schö­ne­berg und das Hotel liegt in Char­lot­ten­burg”, antwor­tete ich.
Sie reagier­ten empört. Der Mann beschul­digte mich, zum falschen Hotel zu fahren. Sie hätten sich schließ­lich im Hotel versi­chern lassen, dass sie weiter­hin im Prenz­lauer Berg unter­kom­men würden. Jetzt war ich natür­lich verun­si­chert, fuhr rechts ran und ließ mir das genau erklä­ren. Die Aussage im Hotel war eindeu­tig: Das Alter­na­tiv­ho­tel liegt im Prenz­lauer Berg. Also müsste der Fehler bei mir liegen.

Ich rief bei der Funk­zen­trale an, über die Frei­sprech­ein­rich­tung konn­ten die Fahr­gäste mithö­ren. Die Zentrale bestä­tigte mir, dass das Hotel in Char­lot­ten­burg liegt, ein ande­res mit ähnli­chem Namen kennen sie auch nicht.
Ich ließ mir die Tele­fon­num­mer des ursprüng­li­chen Hotels geben und rief dort an. Der Herr am Tele­fon sagte jedoch, dass er von einem über­buch­ten Zimmer nichts wisse, den Namen meiner Fahr­gäste hätte er noch nie gehört. Meinen Einwand, sie hätten mich ja extra für diese Fahr­gäste bestellt, leug­nete er. Ich sagte ihm, dass das ja nach­prüf­bar sei, worauf­hin er ohne ein weite­res Wort auflegte. Als ich sofort noch­mal anrief, ging niemand ans Tele­fon.

Nun war klar, dass die Gäste aufgrund eines Fehlers des Hotels oder des Ange­stell­ten verarscht wurden. Offen­bar wurde kein Hotel in der Nähe gefun­den, so dass sie eben in eine völlig andere Gegend vermit­telt und über diese Tatsa­che belo­gen wurden.

Meine Fahr­gäste berat­schlag­ten kurz und beschlos­sen dann, nun erst­mal in das neue Hotel zu fahren und sich am nächs­ten Tag im ursprüng­li­chen Haus zu beschwe­ren. Sie ließen sich noch meine Tele­fon­num­mer geben, falls sie einen Zeugen brauch­ten.
Ich bin ziem­lich verwun­dert darüber, dass Hotels ihre Gäste derma­ßen behan­deln. Meinen sie wirk­lich, in Zeiten von Online-Bewer­tun­gen bleibt solch ein Vorge­hen geheim?

print

Zufallstreffer

4 Kommentare

  1. War es eine Hotel­kette? In der Bran­che ist ja eigent­lich schon alles in Konzer­nen aufge­gan­gen.

    Und das bekom­men anonyme Hotel­ket­ten die zähne­knir­schend Mindest­lohn zahlen aber Maxi­mal­leis­tung zu jeder Uhrzeit fordern… Eine gesunde, arbeit­neh­mer­sei­tige Scheiss­egal-Menta­li­tät. Kunde vergrault? Egal, wenn der grosse Teil der ande­ren Hotels mitt­ler­weile eben­falls zum selben Dach­kon­zern gehört.

  2. Ein typi­sche Globa­li­sie­rungs-Opti­mie­rungs-Smart­phone-Nichts­ver­pas­sen-aber­al­les­güns­tig-Story finde ich. Von beiden Seiten. Natür­lich sind die meis­ten „Betriebe“ welt­weit unter­des­sen in den Händen von weni­gen Menschen. Aber wenn die Konsu­men­ten nichts bezah­len wollen und trotz­dem hoffen, dass alles gut und fair ist und bleibt, soll­ten sie einmal das Smart­phone wegle­gen und sich in der Reali­tät umse­hen. Dann können nicht nur die schöne Welt des Inter­net sehen, sondern auch die schla­fen­den Menschen unter den zahl­rei­chen Brücken in Berlin. Der Konsu­ment bestimmt das Ange­bot!

    Das Gegen­bei­spiel habe ich gerade in Thai­land erlebt.

    Früher konnte man dort auf einsa­men Inseln über­all spon­tan hübsche Häuser oder Zimmer mieten. Heute ist auch der kleinste Winkel dieser Welt vernetzt und die Zimmer vorbe­stellt, so dass der Indvi­du­al­rei­sende von den Vorstel­lun­gen der ande­ren „Indi­vi­du­al­rei­sen­den“ ausge­bremst wird. Ich konnte zig Mal kein lang­fris­ti­ges Zimmer bezie­hen, weil „Vorbe­stel­lun­gen“ vorla­gen. Diese Menschen reisen dann durch­ge­stylt oft mit Samso­nite an, und konsu­mie­ren die Insel wie sie es gewohnt sind zu konsu­mie­ren. Der Blick wird nur selten vom Smart­phone abge­wen­det und der Kontakt mit Menschen auf Face­book­freunde begrenzt, die über jedes Essen umge­hend per Foto infor­miert werden…

Hier kannst Du kommentieren

Deine Mailadresse ist nicht offen sichtbar.


*