Bing‑o

Ganz klar, Google ist die erste Such­ma­schine von allen, mit schät­zungs­weise 90 Prozent Markt­an­teil, dazu kommen die vielen zusätz­li­chen Ange­bote. Vor einem Jahr hatte zwar CUIL einen Angriff auf Google gestar­tet und mögli­cher­weise auch mehr Websites indi­ziert (nach­ge­zählt habe ich aller­dings nicht). Aber dieser Erfolg hat Micro­soft nicht ruhen lassen, schließ­lich kann man es dort eh nicht sehen, dass jemand besser ist als man selber und sich dann nicht mal kaufen lässt. Also musste ein Konkur­renz­pro­dukt her, denn die bishe­ri­gen Versu­che mit Live Search oder MSN waren ziem­li­che Rohr­kre­pie­rer. Dafür ist ihre neue Such­ma­schine wirk­lich gelun­gen.

BING ist ein etwa so intel­li­gen­ter Name wie Google, aber wenigs­tens leicht zu merken (ob man statt “goog­len” mal “bingen” sagen wird?). Der erste Eindruck ist: Schön. Wer die Seite aufruft, sieht zuerst nur ein Bild, das jeden Tag ausge­tauscht wird, ein Einga­be­feld sowie ein paar Links. Man hat also vom großen Konkur­ren­ten gelernt, weni­ger macht mehr her.
Die von Google gewohn­ten Such­dienste findet man auch hier: Neben der eigent­li­chen Websu­che gibt es spezi­elle Berei­che für Bilder, Videos, Shop­ping, News sowie auch eigene Land­kar­ten.

Ein klei­ner Test von mir:

WEB-SUCHE nach “troja­ner gumblar”
Google: 4580, Bing: 5880 Tref­fer
Dieser Troja­ner hat mir kürz­lich eine Menge Ärger und Arbeit beschert, eine vernünf­tige Suche ist in einem solche Fall sehr nütz­lich. Nicht die Menge, sondern die Quali­tät der Tref­fer ist also wich­tig. Bei Google fand ich unter den ersten 50 Tref­fern wenig hilf­rei­ches, teil­weise auch nur Foren­bei­träge, in denen nach Infos gefragt wurde. Manche Seiten waren außer­dem auf Englisch, obwohl ich die Suche auf “Seiten auf Deutsch” beschränkt hatte.
Bing zeigt eindeu­tig mehr Ergeb­nisse, die bei Proble­men mit dem Troja­ner hilf­reich sein können.

BILDER-SUCHE nach “char­lot­ten­bur­ger tor”
Google: 81.900, Bing: 285 Tref­fer
Die Menge bei Google ist hier durch­aus posi­tiv zu bewer­ten, es werden ungleich mehr Fotos zum Begriff gefun­den, als bei Bing. Beide bieten zusätz­li­che Möglich­kei­ten zum Eingren­zen der Suche an, wie die Größe der Bilder, ob es sich um Fotos oder Zeich­nun­gen handelt oder viel­leicht um Portraits. Bei Bing kann man zwischen “schwarz­weiß” und “farbig” wählen, während Google sogar nach der haupt­säch­lich vorkom­men­den Farbe unter­schei­det. Anders als bei Google und auch den ande­ren Berei­chen in der eige­nen Suche gibt es bei Bing nur eine einzige Ergeb­nis­seite. Das bedeu­tet, dass man unend­lich nach unten scrol­len kann/muss, anstatt sich durch immer mehr Seiten zu klicken. Dass das zukunfts­fä­hig ist, möchte ich bezwei­feln, denn bei Google kann man sich z.B. ein Foto auf Seite 13 merken. Bei Bing eines wieder­zu­fin­den, ist eher schwie­rig. Dafür bietet Bing die Möglich­keit an, Kommen­tare zu den Tref­fern abzu­ge­ben, ob diese irgend­wann auch mal sicht­bar sind, weiß ich nicht.

VIDEO-SUCHE nach “moabit”
Google: 681, Bing: 732 Tref­fer
Hier führt Bing eindeu­tig. Zwar hat Google den Service, nach dem Klick auf ein Video dieses im Seiten­fens­ter abzu­spie­len, bei Bing jedoch reicht bereits das Berüh­ren mit dem Cursor, um das Video im Vorschau­bild abzu­spie­len. Dadurch kann man inner­halb weni­ger Sekun­den Videos scan­nen. Von der Tref­fer­qua­li­tät konnte ich keine Unter­schiede fest­stel­len.

SHOP­PING SUCHE nach “puhdys”
Google: 1671, Bing/Ciao: 95 Tref­fer
Hier nun ist Google ganz vorn, nicht nur in der Anzahl der Ergeb­nisse. Bing bietet keine eigene Produkt­su­che an, sondern nutzt den Service “Ciao!” von Micro­soft. Der beinhal­tet zwar auch Bewer­tun­gen der Besu­cher, aber wirk­lich über­zeu­gen konnte das nicht. Einzi­ger Plus­punkt: Bing listet die neuste CD auch an erster Stelle auf, bei Google findet man sie erst auf Tref­fer 7.

MAPS-SUCHE nach “hohen­schön­hau­sen”
Einen quali­ta­ti­ven Unter­schied konnte ich nicht fest­stel­len. Bei beiden sind Luft­an­sich­ten möglich, das Markie­ren von Stand­or­ten und Routen­pla­nung.

NEWS-SUCHE nach “sri lanka”
Google: 45.668, Bing: 29 Tref­fer
Die Tref­fer­an­zahl darf hier nicht bewer­tet werden, da Bing erst die Nach­rich­ten der letz­ten Tage berück­sich­tigt. Vorher gab es ja diese Such­ma­schine ja noch nicht.
Trotz­dem ist Google eindeu­tig besser, seiten­weise werden fast nur rele­vante und aktu­elle Nach­rich­ten zum Thema aufge­lis­tet. Ähnli­che Arti­kel, basie­rend auf Agen­tur­mel­dun­gen, werden zusam­men­ge­fasst. Zusätz­lich kann man sich bei neuen Arti­keln per E‑Mail benach­rich­ti­gen lassen, während Bing nur einen RSS-Feed anbie­tet. Unter den weni­gen Bing-Tref­fern finden sich manche, die über­haupt nichts mit Sri Lanka zu tun haben, die auf Englisch oder unre­le­vant sind (Sport­er­geb­nisse).

Fazit
Bing ist auf jeden Fall eine wirk­li­che Alter­na­tive zu Google gewor­den, ich hatte den Eindruck, dass die Tref­fer in der Websu­che für mich rele­van­ter waren als bei Google. Das Hand­ling bei der Video­su­che ist eben­falls heraus­zu­he­ben, an ande­ren Stel­len wird noch viel Nach­ar­beit nötig sein.
Aber: Bing gibt es erst seit letz­ter Woche, es ist noch in der Beta-Phase und dahin­ter steht eben­falls ein Welt­kon­zern, der ausrei­chend finan­zi­elle Mittel hat, um nach­zu­rüs­ten.
Anders als die bishe­ri­gen Google-Konkur­ren­ten wird Bing mit Sicher­heit keine Nischen­po­si­tion haben, sondern eben­bür­tig oder sogar besser werden.

print

Zufallstreffer

4 Kommentare

  1. Da gefällt mir Google aber besser, weil ich da mein Auto vor’m Haus stehen sehe…
    Bei beiden wird übri­gens noch das seit Jahren zuge­schüt­tete dritte Becken im West­ha­fen ange­zeigt (auf dem Plan, nicht auf dem Satel­li­ten­foto).

Hier kannst Du kommentieren

Deine Mailadresse ist nicht offen sichtbar.


*