Trostloser Bundesplatz

Um das Jahr 2000 herum erschien ein Buch, in dem Fotos ausge­such­ter Orte gezeigt wurden: Aus der Vorkriegs­zeit, aus den 1950er/60er Jahren und von Ende der 1990er. Auf einem der alten Fotos ist auch der Bundes­platz abge­bil­det, der damals noch Kaiser­platz hieß. Vor 1888 war es der Straß­bur­ger Platz, aber die ältes­ten abge­druck­ten Bilder bezo­gen sich auf die Zeit nach 1909, als er mit einem Park in der Mitte glänzte. Es war damals ein rich­ti­ger Schmuck­platz, den die Wilmers­dor­fer Witwen mit ihren Dackeln sicher gerne besucht hätten – wenn nicht in den 1960er Jahren die Bagger gekom­men wären. Sie vernich­te­ten den Park, fraßen sich in die Erde und spuck­ten einen vier­spu­ri­gen Auto­tun­nel aus, der jede Erin­ne­rung an den Park unmög­lich macht. Aufgrund der jahre­lan­gen Bauar­bei­ten nann­ten Anwoh­ner den Platz damals Buddel­platz.

Heute befin­det sich noch eine wenige Quadrat­me­ter große „Grün­an­lage“ am nörd­li­chen Teil der Kreu­zung, die sich ober­halb des Tunnels befin­det. Eine metal­lene Toilette, zwei Bänke und wenig eindrucks­volle Büsche können den trost­lo­sen Charak­ter dieses Ortes nicht mindern. Die örtli­che Bürger­initia­tive feierte kürz­lich den Abriss der alten Beton-Tisch­ten­nis­platte, die den faden Charak­ter des Plat­zes symbo­li­sierte, als Erfolg. Ansons­ten gibt es null Aufent­halts­qua­li­tät, die einzi­gen Menschen hier sind Passan­ten, die von einer Seite des Plat­zes zur ande­ren gehen. Ein paar in Beton einge­fasste Blumen­ra­bat­ten geben sich Mühe, etwas Farbe in den Ort zu brin­gen.

Der Bundes­platz ist ein Auto­platz: Der fette Tunnel­schlund im Norden, rechts und links davon die Stra­ßen, die zu den Auto­bahn­zu­brin­gern führen, der Park­platz unter den Bahn­glei­sen, die große Kreu­zung, den ganzen Tag und auch nachts Moto­ren­lärm.

Der Tunnel hat nun einen runden Geburts­tag, im März 1967 wurde er eröff­net. Anläss­lich des 50. Jubi­lä­ums hat sich die Initia­tive Bundes­platz über­legt, einen Ideen­wett­be­werb für ein Tunnel­fest zu orga­ni­sie­ren. In welcher Form das statt­fin­den könnte, wissen die Initia­to­ren noch nicht. Bisher sammeln sie noch Ideen. Wer einen Vorschlag hat, kann sich gerne dort melden: www.initiative-bundesplatz.de

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