Schlechte Laune

Sicher, jeder hat mal einen schlech­ten Tag, dann muffelt man rum und alle hoffen, dass es bald vorbei geht. Bei unse­rem Taxi­funk aber ist alles Hoffen vergeb­lich und die miese Stim­mung Programm. Jeden­falls von eini­gen bestimm­ten Vermitt­lern werden wir Fahrer wie Bitt­stel­ler behan­delt.
In den letz­ten Tagen aber hat sich der Ton noch verschärft, der Grund dafür kenne ich nicht. Viel­leicht ist ja das heiße Wetter dafür verant­wort­lich, jeden­falls wird das Verhal­ten eini­ger Mitar­bei­ter der Zentrale lang­sam uner­träg­lich. Meinen Fahr­gäs­ten mute ich schon längst nicht mehr zu, sich das Trau­er­spiel anzu­hö­ren.

Glück­li­cher­weise bekomme ich meine Aufträge über die Auto­ma­tik, also nicht per Sprach­funk, deshalb kann ich den getrost leise stel­len. Manch­mal aber muss man mit der Zentrale kommu­ni­zie­ren und dann wird es ärger­lich.  Als ich z.B. gestern Nach­mit­tag mit der Schicht begon­nen habe, wollte ich die Total­sper­rung der Paul- und der Buda­pes­ter Straße durch­ge­ben. Auf dem “Service”-Kanal hörte es sich der Kollege noch an, sagte dann aber kein Wort. Meine Bitte, die Sper­rung den ande­ren Kolle­gen durch­zu­ge­ben, wurde igno­riert. Die Dame auf dem Vermitt­lungs­ka­nal antwor­tete auf meinen Hinweis, dass sie das nicht durch­gibt, auf ihrem Weg zur Arbeit hätte sie die Sper­rung ja schon bemerkt. Die Logik dieser Aussage konnte ich nicht nach­voll­zie­hen, aber das kenne ich schon zur Genüge. Unver­schämte Antwor­ten auf Nach­fra­gen oder Hinweise von Taxi­fah­rern sind bei eini­gen Vermitt­lern leider die Regel.

Höhe­punkt dieser Igno­ranz war aber Diens­tag­nacht das Verhal­ten der Zentrale nach dem Über­fall auf einen Kolle­gen vom WBT. Wie so oft kam die Durch­sage nur teil­weise an, die Adresse war nicht zu verste­hen. Ein ande­rer Kollege bat sofort darum, die Durch­sage zu wieder­ho­len — nichts, keine Reak­tion. Also fragte ich auch noch­mal nach. “Schal­ten Sie auf den Serveri­ce­ka­nal” wurde ich angeb­afft. Also wech­selte ich den Kanal und musste erst­mal wieder ein paar Minu­ten warten, bis ich endlich dran war. Dann erfuhr ich, dass der Über­fall in der Pots­da­mer Chaus­see statt­ge­fun­den hatte und bekam die Täter­be­schrei­bung. Bei der ersten Durch­sage war ich noch in Zehlen­dorf-Mitte, mitt­ler­weile aber schon am Elster­platz, kurz vor der City. Hätte die Zentrale den Ort des Über­falls einfach auf unsere Nach­frage noch­mal durch­ge­sagt, wäre ich inner­halb von ein, zwei Minu­ten beim ange­grif­fe­nen Kollege gewe­sen und hätte ihm helfen können, oder wenigs­tens nach dem Täter Ausschau halten. So aber musste ich mit 70 km/h zurück rasen und kam mindes­tens zehn Minu­ten später an. Außer mir war nur noch ein Kollege dort. Dass der Täter dennoch gefasst wurde, war reines Glück, denn er hatte seinen Ausweis im Taxi liegen gelas­sen.

Das Verhal­ten der Funk­zen­trale grenzt in diesem Fall schon an Straf­ver­eit­lung, denn vom schnel­len Eintref­fen der Kolle­gen und der Poli­zei ist manch­mal das Ergrei­fen von Taxi­räu­bern abhän­gig.
Mir ist nicht klar, wieso die Vermitt­ler sich so verhal­ten. Seine schlechte Laune an ande­ren auszu­las­sen, zumal über den Funk, ist unhöf­lich und respekt­los, sowohl den Taxi­fah­rern gegen­über, als auch den mithö­ren­den Fahr­gäs­ten.

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15 Kommentare

  1. Ich habe bis jetzt noch keinen Taxi­über­fall live miter­lebt. Aber was ich noch nicht wusste, dass auch andere Funk­ge­sell­schaf­ten darüber infor­miert werden. Gut so!
    Aber über­haupt: Ich habe auf Würfel ange­fan­gen und der Umgangs­ton dort hat mich von Anfang an genervt. Ich bin zu WBT gewech­selt. Dort gibt es zwar auch Nerven­sä­gen in der Zentrale, aber im Großen und Ganzen bin ich mit denen zufrie­den (wenn sie mal nicht die ganzen Arcor Hotels verlo­ren hätten).

  2. Wieviele Taxi­zen­tra­len habt ihr eigent­lich in Berlin? (Hab ich das schon mal gefragt und wieder verges­sen?)

    In München hab ich manchaml ziem­li­che Schwie­rig­kei­ten mit dem Isar­funk, weil die oft 1. auch unhöf­lich sind und man 2. ewig warten muß, bis man jeman­den erreicht.

    Viel­leicht hilft es ja, sich an die Geschäftsleitung/Vorstand vom WBT zu wenden…

  3. @Mahaf
    Wow, ich bin beein­druckt.
    Der Job ist nichts als hart und die ganze Verklä­rung von Euch Berli­ner Taxi­blogs, die sich bis jetzt nur im harm­lo­sen Kreise dreh­ten […] Darüber hinaus soll­ten die Taxi­blogs meiner Auffas­sung nach sich mehr auch der exis­ten­tia­lis­tisch beding­ten Themen anneh­men! Also ich bin rich­tig gespannt auf Dein eige­nes Blog, in dem auf diese bis jetzt vernach­läs­sig­ten Themen einge­gan­gen wird. Ich verspre­che, ein regel­mä­ßi­ger Leser zu werden. Trotz des Poli­to­lo­gen-Deutschs.
    Natür­lich haben die Aller­meis­ten von denen in den Funk­zen­tra­len nicht den gerings­ten Schim­mer davon, wie eine on-the-fly Allo­ka­tion der rele­van­ten, Perso­nentraf­fic erzeu­gen­den Adres­sen wider­zu­spie­geln ist.
    Boah eye. Was’n Satz.
    @Aro
    Ist das von Dir?

  4. @Trixi
    Wir haben eigent­lich fünf Zentra­len, faktisch aber nur noch zwei:
    Die WBT ist eigen­stän­dig, alle ande­ren (Bärchen, Würfel, City und Quality) sind mitt­ler­weile alle beim eins­ti­gen VEB Taxi zusam­men­ge­fasst, sozu­sa­gen als einzelne Marken, in Wirk­lich­keit aber zusam­men.
    Dadurch wird massig Geld einge­spart, zusätz­lich wird natür­lich auch Perso­nal gestri­chen, so dass die verblei­ben­den Ange­stell­ten gut unter Druck stehen. Aber das gibt denen natür­lich nicht das Recht, uns Fahrer so zu behan­deln. Ich lasse meine Fahr­gäste auch nicht spüren, wenn ich schlechte Laune habe (außer wenn sie die Ursa­che dafür sind).
    Es gibt auch einzelne Vermitt­ler-Kolle­gen auf dem Funk, die sich wirk­lich Mühe geben, das nur zu deren Ehren­ret­tung! Leider sind sie in der Minder­heit.

  5. @Paule
    Ich glaube, Mahaf hat da so seine Text­bau­steine, die in den verschie­de­nen Blog­kom­men­tare verteilt werden. Die hören sich intel­lek­tu­ell an, sind in meinen Augen aber nur lächer­lich.

  6. @Mahaf:
    Es ist ja nicht so, dass ich deine Sicht der Dinge nicht verste­hen würde, oder nicht gar einige Ansätze unter­stüt­zens­wert finden würde…
    Ganz im Ernst: Ich hege eine gewisse Sympa­thie für Leute, die ihren Lebens­stil unein­ge­schränkt ihren für sie plau­si­blen Grund­sät­zen anpas­sen. Aber warum zur Hölle bist du dann Taxi­fah­rer?
    Ja, ich sehe mich trotz der bezüg­lich der zeit­li­chen Inten­si­tät gering­fü­gi­ge­ren Ausbil­dung als Fach­ar­bei­ter. Ich sehe auch, dass ich dafür verhält­nis­mä­ßig wenig Geld kriege und sogar recht viel leiste — aber aber ich teile nicht deine Schluß­fol­ge­rung daraus, deswe­gen Kolle­gen und Zentra­lis­ten auf die Nüsse zu gehen um seinen eige­nen Vorteil zu sichern!
    Bei allem Respekt davor, dass du was ändern willst: Genau diese Einstel­lung unter­ein­an­der bewirkt in der weite­ren Konse­quenz die meinet­we­gen bedau­erns­werte Reali­tät von heute!
    Deswei­te­ren fühle ich mich bezüg­lich der sich im Kreis drehen­den Berli­ner Taxi-Blogs durch­aus ange­spro­chen, und möchte anmer­ken, dass es durch­aus Gründe gibt, weswe­gen ich ein rela­tiv konfor­mis­ti­sches Auftre­ten in meinem Blog für ange­bracht halte: Jeder Leser da draus­sen ist ein poten­zi­el­ler Kunde, und ganz gleich, ob ich mich nun als Sklave verbiege oder einfach nur — wie mit jeder ande­ren Arbeit auch — letzt­end­lich ein Bedürf­nis eines ande­ren Mitglieds der Gesell­schaft befrie­dige; ist es kontra­pro­duk­tiv, ihnen auch noch zu vermit­teln, sie hätten Anteil daran, dass es uns so verdammt schlecht geht.
    Witzi­ger­weise sind die weni­gen Kunden, die wir haben, die einzi­gen, denen wir über­haupt irgend­was zu verdan­ken haben.
    Ich stimme dir inso­fern zu, dass es eini­ges zu verbes­sern gäbe in dieser Gesell­schaft. Aber auf den absur­den Gedan­ken, bei der Sache sollte man zuerst das Taxi­ge­werbe ange­hen, würde ich nicht einmal im Traum denken!

    PS: Ich weiss deinen Schreib­stil zu schät­zen, aber es ist z.B. absurd, den Euro zunächst als “Kriegs­wäh­rung” mit baldi­ger Bedeu­tungs­lo­sig­keit zu baga­tel­li­sie­ren, um kurz darauf unser aller Wunsch­ge­halt in eben jener Währung anzu­ge­ben!

    @Aro:
    Sorry, der lange Text musste jetzt sein — auch wenn er viel­leicht noch etwas unaus­ge­go­ren ist. Hoffe, du drehst dich auch zukünf­tig dennoch gerne im Kreis ;)

  7. @Sash
    “Es ist ja nicht so, dass ich deine Sicht der Dinge nicht verste­hen würde”
    Also nach dem Begriff “on-the-fly Allo­ka­tion” musste ich tatsäch­lich googeln. Aber auch Google weiß nichts :-)

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