Seit Jahren steigt in Berlin die Zahl der wohnungs- und obdachlosen Menschen. Schätzungen zufolge gibt es in unserer Stadt derzeit zwischen 6.000 und 8.000 Obdachlose. Der Senat weigert sich, in ausreichendem Umfang Wohnungen bauen zu lassen, weil er das Geld lieber für den Flughafen- und U‑Bahnbau oder die Sanierung der Staatsoper ausgibt.
Nun aber kommt endlich Bewegung ins Spiel: Wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller zusammen mit Sozialsenatorin Elke Breitenbach gestern auf einer Pressekonferenz mitteilte, wird der Senat nun endlich aktiv. Zwar werden auch weiterhin keine Wohnungen für die Betroffenen gebaut, dafür aber soll ab sofort jeweils im April der „Obdachlose des Jahres“ gekürt werden!
Damit wird öffentlich gezeigt, dass die politisch Verantwortlichen Mitleid mit den von Obdachlosigkeit Betroffenen haben. Das Gesicht des „Obdachlosen des Jahres“ wird in einer Senatsmitteilung veröffentlicht. Außerdem wird ihm in einer kleinen Zeremonie in der Bahnhofsmission am Zoo die „Goldene Bierflasche“ überreicht. So sollen die Ausgezeichneten das Gefühl bekommen, dass ihre Sorgen endlich nicht mehr ignoriert werden und dass man sie ernst nimmt.
Bewerben können sich alle Menschen, die seit mindestens einem Jahr in Berlin auf der Straße leben! Teilnahmebedingung: Der/die Betreffende muss sich selber bewerben, unter Angabe der persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum und Wohnadresse.
Ganz sicher? Das wäre wirklich pervers.
Aber wenn ich mir so das heutige Datum anschaue…
Erwischt :-)
Zwar wird der Senat die “Goldener Bierflasche” wohl nicht verleihen, aber ansonsten müsste er sich tatsächlich weit mehr als bisher kümmern.