Nachts am Savigny

Älte­ren Taxi­fah­rern ist die Dicke Wirtin, das Schell und dpa am Savi­gny­platz noch ein Begriff. Und natür­lich der Zwie­bel­fisch, das Gast­haus, in das man heute noch schaut, wenn man mit dem Taxi auf der Nach­rü­cke steht. Dort herrscht noch eine Ahnung von der West-Berli­ner 70er-Jahre-Studen­ten­zeit. Abends um 22 Uhr ist der Laden fast voll, selbst mitten in der Woche.

Aber auch die Lokale und Restau­rants rund um den Platz brau­chen sich über mangeln­den Zuspruch nicht zu bekla­gen. Viele Geschäfte, Mode- und Desi­gner-Möbel, sind schon ewig hier, Inven­tar des Plat­zes. Im Funk wird der Savi­gny­platz oft ange­spro­chen, deshalb stel­len sich viele Kolle­gen hier auf. Hinter den 10 offi­zi­el­len Stand­plät­zen sieht man abends oft noch 5, 6 weitere Taxis warten. Hier werden vor allem die Gäste der umlie­gen­den Restau­rants bedient. Die hohe Frequen­tie­rung des Halte­plat­zes hinter­lässt ihre Spuren, nur ruckelnd geht es über Quer­ril­len im Asphalt weiter, die Tausende von Taxi­rei­fen in heißen Sommer­ta­gen geschaf­fen haben. „7 Taxen“ steht auf dem Schild am vorde­ren Halte­platz, doch mehr als sechs passen nicht drauf.
Gegen­über hat ein winzi­ger Imbiss in einem ehema­li­gen Zeitungs­ki­osk eröff­net, aber um diese Zeit ist er leider verram­melt. Die Wurst soll hier sehr gut sein und man bekommt sie mit Sekt serviert. Also nichts für Taxi­fah­rer. Dafür leuch­tet im Dach des Kiosks eine Bahn­hofs­uhr. Auch schön.

Der Savi­gny­platz hat nachts eine eigene Atmo­sphäre, wenn nicht mehr so viel Autos durch die Kant­straße fahren. Auch als Taxler kann man ein paar Minu­ten durch den klei­nen Park spazie­ren, seinen Wagen immer im Blick. Grup­pen und einzelne Passan­ten durch­que­ren den Park auf ihrem Weg von der S‑Bahn in die Bar oder retour. Manche entschlie­ßen sich erst hier, doch lieber ein Taxi zu nehmen, als auf die Bahn zu warten.

Morgens um 1 Uhr ist der Zwie­bel­fisch noch immer belebt. Ein schmut­zi­ger junger Mann schleicht die an den Later­nen­mas­ten hängen­den Müll­ei­mer ab, steckt den Arm hinein und zieht ihn enttäuscht wieder heraus. Nichts Verwert­ba­res dabei. Eine alte Frau, aufge­don­nert im weißen Pelz­man­tel, hat am Arm ihren Gatten im hellen Anzug mit passen­dem Hut. So etwas sieht man hier nur noch selten. Sie blei­ben am Taxi­stand stehen und disku­tie­ren. Dann ziehen sie doch weiter, stel­len sich an die Bushal­te­stelle.
Also weiter warten, bis die Zentrale ruft: „Wer steht Savi­gny?“.

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