Mehr als 40 Jahre lang gab es das Jugendzentrum Drugstore in der Potsdamer Straße. Für Generationen von Jugendlichen war es eine feste Größe in Schöneberg. Das Drugstore und die daneben liegende Potse sind die beiden ältesten selbstverwaltetesten Jugendklubs Berlin, sie existierten seit Anfang der 1970er Jahre.
Der jetzige Eigentümer des Hauses hat jedoch beide zum Jahresende gekündigt und ließ sich auch nicht von den Bemühungen des Bezirks beeindrucken, eine andere Lösung zu finden. So wie die ganze Gegend gentrifiziert wird, immer mehr alteingesessene Familien wegziehen und lange bestehende Läden geschlossen werden (z.B. auch der gegenüber liegende Obst/Gemüse-Markt), so wird auch auf die Kultur keine Rücksicht mehr genommen. Was keine Kohle bringt, wird ausgemerzt. Sollen sich die Jugendliche doch ins Private zurückziehen und sich mit Drogen zuknallen, dann stören sie die Investoren nicht.
Gerade das Drugstore stand immer für ein offenes und selbstbestimmtes Leben. Unzählige Jugendliche haben hier zu diskutieren gelernt, Musik gemacht, antisexistisches Verhalten erfahren und das Druckereihandwerk gelernt. Es gab Tausende von Partys und Konzerten, nicht nur für Leute mit Geld, sondern für alle. Aber was keinen Profit macht, muss in Berlin verschwinden.
Die Leute vom Drugstore, das zum Verbund SSB (Sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin) gehört, haben beschlossen, ihre Räume aus Rücksicht auf diesen Trägerverein nicht zu besetzen. Sie sind heute Vormittag “freiwillig” ausgezogen.
Das Potse-Kollektiv hat sich dagegen entschlossen, in seinen Räumlichkeiten zu bleiben: “Die angebotenen Ersatzräumlichkeiten stellen im besten Falle einen Witz dar. Hiermit verhöhnt die Politik die jahrzehntelange, ehrenamtliche Arbeit, die von Generationen an Jugendlichen geleistet wurde und wird. Es ist nicht hinnehmbar, dass das sowieso schon knappe Angebot an kultureller Beteiligung einem Hostel für Start-Up Yuppies weichen soll.”
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