Wer immer noch glaubt, die Anschläge des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ mit zehn Todesopfern seien die Taten von einzelnen Durchgeknallten gewesen, ist blind oder naiv. Oder er will das bewusst verharmlosen, was noch schlimmer ist.
Nachdem am Morgen des 2. Juni der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke von einem Neonazi regelrecht hingerichtet wurde, gab es wenige Tage später in Mecklenburg-Vorpommern mehrere Festnahmen. Dabei zeigte sich, dass in Deutschland ein Netz von Rechtsextremisten existiert, das die Ermordung von Linken und Flüchtlingshelfern plant. Dieses Netz mit dem Namen Nordkreuz besteht teilweise aus Polizisten und Soldaten, darunter auch Elitekämpfern und SEK-Mitgliedern. Sie alle verfügen nicht nur ganz offiziell über Waffenscheine, sondern haben teils auch scharfe Waffen gelagert. Bei einer Razzia vor zwei Wochen wurden bei einem von ihnen eine Maschinenpistole gefunden sowie tausende Schuss Munition.
Dieses „Nordkreuz“ ist ein Terrornetzwerk, das sich zum Ziel gesetzt hat, politische Gegner zu töten, gab das Bundeskriminalamt bekannt. Vor allem Linke sollten das Ziel sein, wobei „links“ bei ihnen vermutlich schon bei der CDU anfängt.
Bei den Durchsuchungen wurden Listen potenzieller Opfer gefunden, mehrere tausend Namen und Adressen von Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Die Gruppe Nordkreuz arbeitete jedoch nicht isoliert, es gibt mindestens zwei weitere Gruppen im Süden und Westen der Republik, aber auch ein Ableger hier in Berlin.
Dabei ist die Gruppe den Behörden längst bekannt, schon 2017 fand man bei einem ihrer Mitglieder Listen von Leuten, die „im Ernstfall liquidiert werden“ sollen.
Neben Angehörigen eben jener „Sicherheitsbehörden“ ist auch ein Rostocker Rechtsanwalt dabei, der seine Kameraden mit Papieren der Bundeswehr ausstatten wollte, mit Briefpapier und Stempel.
Dass unter den Aktivisten der Terrorgruppe auch AfD-Leute sind, wundert nicht. Ausgerechnet einer der Polizisten, der im Parteiausschuss für Innere Sicherheit sitzt, soll Meldedaten von Zielpersonen vom Dienstcomputer abgerufen haben. Parallel dazu gab die AfD bekannt, dass sie ein bundesweites Meldeportal gestartet hat, „Blick nach Links“. Da kann man sich denken, woher die Informationen stammen.
Dass viele Polizisten Sympathien für Rechtsextremisten haben, ist lange bekannt. Es gibt zahlreiche Äußerungen bei Demonstrationen oder Einsätzen an Flüchtlingslagern, bei denen manche von denen kein Blatt vor den Mund nehmen. Und auch gerne mal extra draufschlagen, wenn die Situation es erlaubt.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass sich nun eine ganze Gruppe von ihnen als Terrororganisation zusammengefunden hat. Aber anders als damals bei der RAF gibt es heute keine breit angelegten Razzien, Straßensperren und massenweise Festnahmen. Nicht einmal die Waffen nimmt man den Verdächtigen ab, nur ein Einziger sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Und dann wundert man sich, wenn viele Leute kein Vertrauen in diesen Staat und dessen „Sicherheitsorgane“ haben.
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