Taxi-Bashing in der „Abendschau“

Man könnte den Eindruck bekom­men, die Abend­schau des Rund­funks Berlin Bran­den­burg versteht sich als Lobby­ist von Berl­kö­nig, Uber usw. Anders ist es nicht zu erklä­ren, dass das Taxi­ge­werbe immer wieder ange­grif­fen und die ande­ren Fahr­dienste dage­gen hoch gelobt werden. Einen Höhe­punkt gab es am 10. März, als der Mode­ra­tor Volker Wieprecht einen uner­träg­li­chen Werbe­bei­trag für den Berl­kö­nig machte, das Ange­bot, mit dem die BVG versucht, das Taxi­ge­werbe zu unter­lau­fen. Meine Beschwerde darüber beim RBB wurde mit Wort­hül­sen abge­bü­gelt.

Gestern nun der Beitrag “Ridesha­ring & Co.”, in dem Uber und andere hoch­ge­lobt wurden. Kein Wort davon, dass ein Groß­teil der Uber-Fahr­ten ille­gal sind, weil die Fahrer danach nicht zu ihrem Firmen­sitz zurück­keh­ren. Und auch die Tatsa­che, dass Uber, Berl­kö­nig und Clever Shut­tle subven­tio­niert werden und deshalb nicht kosten­de­ckend fahren müssen, wird nicht erwähnt.

Statt­des­sen machte der Repor­ter Laurence Thio eine Rech­nung mit falschen Zahlen auf. Er vergleicht die Stre­cken­preise von Uber, Clever Shut­tle und Taxis. Dabei behaup­tet er, die Taxi­fahrt würde „zwischen 25 und 34 Euro“ kosten und schließt mit der süffi­san­ten Bemer­kung: “Für mich kein beson­ders großer Anreiz, einzu­stei­gen.”

Tatsäch­lich kostet die 11,4 km lange Stre­cke jedoch 24,50 EUR:
3,90 Grund­ge­bühr
14,00 (die ersten 7 km je 2,00)
6,60 (4,4 km je 1,50)

Damit ist sie billi­ger, als die in der Sendung ange­ge­bene Uber-Fahrt von 25 Euro. Wie der Repor­ter auf einen Preis von bis zu 34 Euro kommt, behält er für sich.

Es ist mitt­ler­weile uner­träg­lich, wie diese Sendung immer wieder über das Taxi­ge­werbe herzieht und statt­des­sen die subven­tio­nierte und teils halb­sei­dene „Alter­na­tive“ pusht. Dass jetzt sogar mit Lügen gear­bei­tet wird, ist ein neuer Höhe­punkt dieser „Bericht­erstat­tung“.


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10 Kommentare

  1. Moin, moin,
    es ist doch eigent­lich ganz einfach. Da fängt einer an über das quasi Mono­pol der Taxen zu schimp­fen und macht ein Ange­bot, das auf den ersten Blick güns­ti­ger aussieht. Klar bekommt der dann ganz viele Likes und eine allge­meine Zustim­mung. Dazu dann einige wirk­lich sehr unan­ge­nehme Zeit­ge­nos­sen am Steuer der Taxis, die viele schon erlebt haben.
    Ob dann die Alter­na­ti­ven legal arbei­ten, ob Sozi­al­ab­ga­ben und Steu­ern ordent­lich abge­führt werden, sieht der Kunde doch nicht. Rück­kehr­pflicht, was soll das sein? Orts­kennt­nis? dafür gibt’s das Navi usw..
    So ein TV-Maga­zin greift dann diesen Main­stream auf und schon dreht die Schraube weiter. Da muss Uber gar nieman­den schmie­ren.
    Viel­leicht ist die letzte Rettungs­mög­lich­keit des Taxis die schwar­zen Schafe bei Fahrern und Unter­neh­mern (aller Geschlech­ter) zu entfer­nen. Dann kann man wieder mit den Lega­li­täts­ar­gu­men­ten arbei­ten.
    Ist das realis­tisch möglich? Ich bin da nicht sehr opti­mis­tisch.
    Gruß Frank

    • Diese schwar­zen Schafe gibt es ja in jedem Gewerbe. Über mytaxi/FreeNow wurden offen­bar eine ganze Reihe von denen raus­sor­tiert, aber fahren tun sie natür­lich trotz­dem noch. Aber nicht nur hinter dem Taxi­steuer.

  2. Lieber Aro,

    ich bin ganz bei Dir, dass die Bericht­erstat­tung des RBB immer mehr zur Hofbe­richt­erstat­tung verkommt. Oder war es schon immer so? Es ist halt eine Art of Behörde…

    Die einzi­gen Licht­bli­cke der Abend­schau sind für mich Volki und Eva Maria. Beide spre­chen irgend­wie herz­er­fri­schend frei und unver­krampft. Zumin­dest erscheint es so.

    Natür­lich sind viele der neuen Verkehrs­mit­tel unmög­lich, manche sogar gefähr­lich, aber eben NEU und vermeint­lich güns­tig. Die Gesell­schaft lechzt nach NEUEM. Mehr denn je. Da kommen alther­ge­brachte Geschäfts­mo­delle schnell ins Hinter­tref­fen oder werden abge­schafft. Siehe Kräu­ter Kühne. Eine feind­li­che Uber­nahme ;-) habe ich selbst erlebt, als eines Weih­nach­ten — 10 Jahre nach der Wende — der West-Berli­ner Acker­mann Taxi­funk aus Ost-Berlin kalt­ge­stellt wurde.

    In Berlin ist es aber Tradi­tion über die Taxi­preise zu meckern — immer schon.

    Dies­mal liegt es viel­leicht auch daran, dass die Quali­tät der Fahrer im Taxi­ge­werbe einfach unglaub­lich nach­ge­las­sen hat. Ich, als oft stil­ler Beob­ach­ter an der Stra­ßen­ecke und akti­ver Fahr­rad­fah­rer, Auto­fah­rer und Fußgän­ger muss leider sagen, dass gerade diese Fahrer durch aggres­si­ves, rück­sichts­lo­ses Fahren, lautes Gehupe und oft zwei­fel­haf­tem Fahr­stil auffal­len. Eine Berufs(l)ehre (schö­nes Wort­spiel) scheint kaum noch zu exis­tie­ren. Viele fahren wie Cowboys (mit Führer­schein?) durch die Stadt, als hätten sie nichts zu verlie­ren.

    Im Gegen­satz dazu kommt der gemeine Uber­fah­rer dezent in einem schö­nen, gepfleg­ten Auto vorge­fah­ren macht seinen Job und kann anschlie­ßend BEUR­TEILT werden. Ich glaube genau das wäre ein Ansatz für das Taxi­ge­werbe. Wozu noch Orts­kennt­nisse. Bewer­tun­gen sind der Anwalt des klei­nen Mannes. Wie würde da wohl die Bilanz im Taxi­ge­werbe ausfal­len?

    So wird unter­des­sen alles bewer­tet. Heute ist es auch für den ängst­lichs­ten Menschen möglich risi­ko­los und sicher eine Fern­reise in fremde Länder zu machen. Alles — und ich meine wirk­lich Alles — ist schon vorher gese­hen, auspro­biert und bewer­tet worden. Alles ist vorher vergleich- und online buch­bar. Geheim­tipps sind ausge­stor­ben. Fast ;-)

    So rollern die Touris­ten welt­weit nun mit Koffern oder Fahr­rä­dern über Strände und Bürger­steige und machen den Raum noch enger als er eh schon ist. Grund­sätz­lich radeln nämlich alle Touris­ten auf dem Gehweg und viele Berli­ner dazu. Was ist wohl der Grund dafür? Könnte es sein, dass es viele Menschen einfach als viel zu gefähr­lich empfin­den auf der Straße zu fahren?

    Und könnte es ebenso sein, dass diese Gier nach einem Vorsprung und einer getes­te­ten Lebens­zeit und dem Stre­ben nach dem stän­di­gen Glück sehr egois­tisch macht? Wen inter­es­sie­ren noch die Arbeits­be­din­gun­gen der Ande­ren oder die Umwelt? Das Einzige was zu zählen scheint ist der güns­tigste Preis, die schnelle Erfül­lung jedes Bedürf­nis­ses und natür­lich gute Bewer­tun­gen von jedem für alles. Grup­pen­zwang at it´s best.

    Jeder­zeit gerne wieder will­kom­men im „Hier und Jetzt“. Im Aben­teuer des Lebens selbst etwas zu entde­cken ohne es sofort kund­zu­tun. Will­kom­men in Berlin.

    • Naja, “Volki” hat schon mehr­mals blöde Sprü­che übers Taxi­ge­werbe gemacht. Mag sein, dass er ansons­ten nicht so tantig rüber­kommt wie die ande­ren, aber bei mir ist er unten durch.

      Ansons­ten gibt es natür­lich viele Assis im Taxi. Aller­dings kann ich Deine Einschät­zung über “dezente” Uber-Fahrer nicht teilen. Sehr viele von denen bret­tern wie die Berser­ker durch die Stra­ßen, nicht umsonst sind sie rela­tiv oft in Unfälle verwi­ckelt. Dass sie öfters auf Stra­ßen­bahn­schie­nen landen und falsch herum in Einbahn­stra­ßen unter­wegs sind, beweist ihre Profes­sio­na­li­tät :-D

  3. Wahr­schein­lich noch irgend­wel­che Zuschläge für Groß­raum­taxi, Gepäck, Tegel oder EC-Karte (gilt der noch?) dazu­ge­rech­net… (24,50 + 5 + 4*1 + 0,50€ = 34€)
    Mal abge­se­hen davon, dass ich nie auf die Idee käme, konkret diese Stre­cke mit dem Taxi zu fahren, wenn für <3€ der Bus fährt…

    • Ein norma­les Taxi hat keine Zuschläge bei bis zu vier Perso­nen oder übli­chem Gepäck. Eine solche Rech­nung im Vergleich aufzu­stel­len, wäre unse­riös. Zuschläge nach Tegel gibts nicht (nur VON dort) und für Karten­zah­lung auch nicht mehr. Daran liegen die falschen Zahlen also nicht.

  4. Hey Aro,
    ich kann mir gut vorstel­len wie manche Fahrer auch bei UGER etc. fahren. Das sie gute Bewer­tun­gen bekom­men liegt bestimmt daran, dass die Fahrt schnell und billig war. Diese Bewer­tun­gen sind eben nichts wert und nur virtu­el­ler Scheiß. So tickt eben die Gesell­schaft.

    Die Häufig­keit der Unfälle im Taxi­ge­werbe steht der bei Uber bestimmt in Nichts nach. Zu meiner Taxi­zeit war der schwe­rer Unfall eines Kolle­gen über viele Tage Thema im Gewerbe. Heute gibt es diese ja fast täglich. Folge­rich­tig bei dem Perso­nal und der Verän­de­rung in der Gesell­schaft. Egois­mus ist eben Trump(f). (Wort­spiel) Siehe http://hauptstadtpilot.de/2019/07/lime-on-brain-off/

  5. Hallo Aro,
    der Arti­kel stellt eigent­lich die Lage gut dar. Entlar­vend sind da die Kommen­tare. Ich hoffe mal, dass die schrägs­ten Kommen­tare noch Einzel­mei­nun­gen sind. Die Methode alles bestehende und bewährte schlecht zu reden sehen wir leider über­all. Viele Menschen schei­nen extrem unzu­frie­den mit ihrem Leben zu sein. Statt aktiv etwas zu verän­dern wird der Frust auf Poli­tik, Regie­run­gen, Flücht­linge und am Ende auch auf das Taxi­ge­werbe proji­ziert. und dann heißt es wieder ich sch.. auf den Staat und die Gesetze, gut ist nur, was gut für mich ist.Eigentlich erstaun­lich, dass die AFD das Thema “Taxi” noch nicht für sich entdeckt hat.
    Gruß Frank

  6. Diese Repor­tage in der Abend­schau ist wirk­lich eine boden­lose Frech­heit, gespickt mit Fehl­in­for­ma­tio­nen oder unter­schla­ge­nen Infor­ma­tio­nen. Soeben habe ich auch eine entspre­chen­den Mail über das Kontakt-Formu­lar an den RBB gesen­det. Ich kenne mich nicht so im Pres­se­recht aus.…, aber ich habe den Sender zu einer Gegen­dar­stel­lung aufge­for­dert. Die Behaup­tung, das eine Taxi­fahrt vom Alex zu TXL 25–34,-€ kostet ist schlicht­weg falsch! Die Taxi­fahrt kostet, wie Du ja auch schon berech­net hast 24,50–25,50€. Nicht mehr und auch nicht weni­ger. Apro­s­pos hat ja dieser Geschäfts­füh­rer Thomas Mohnke von der Safedri­ver GmbH (ehemals Roqvin) eine Einst­wei­lige Verfü­gung der Stadt Düssel­dorf über 250000€ an der Backe, wegen wieder­hol­ten Verstö­ßen gegen vorherr­schen­des Gesetz, ein Geschäfts­mo­del, was er hier in Berlin schon seit Jahren betreibt: …den Markt mit UBER-Fahr­zeu­gen schwem­men, abwar­ten, bis einer etwas sagt.…und wenn keiner etwas sagt, einfach weiter machen. In Düssel­dorf sind ja vom WDR UBER-Fahrer aus Berlin enttarnt worden…und hast du Dich gefragt, warum hier in Berlin gele­gent­lich UBER-Fahr­zeuge mit Bonner Kenn­zei­chen rumgur­ken…?! Frage Thomas Mohnke, der RBB hat´s in dieser Repor­tage nicht gemacht bzw. einfach unter­schla­gen. .…Ich wünschte mir, die Verwal­tung in Berlin wäre auch so pfif­fig wie in Düssel­dorf. Ist sie aber nicht, weswe­gen man jede Gele­gen­heit nutzen muss, das Thema im Gespräch zu halten.

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