Sie war eine der letzten und bekanntesten Holocaust-Überlebenden: Inge Deutschkron hätte im August ihren 100. Geburtstag gefeiert, doch den sollte sie nicht mehr erleben.
Deutschkron wurde bekannt durch ihre Autobiografie “Ich trug den gelben Stern”, in der sie über ihr Überleben in Nazi-Deutschland berichtete. Nicht-jüdische Freunde konnten sie verstecken, zeitweise arbeitete sie auch in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt.
Nach der Befreiung zog sie nach England, kehrte aber 1955 nach Stationen in mehreren anderen Ländern nach Deutschkland zurück. Doch der neu aufkeimende Antisemitismus in der deutschen Bevölkerung, der Regierung und auch der 68er Bewegung ließ Inge Deutschkron 1972 nach Tel Aviv umsiedeln.
Nur langsam näherte sie sich später ihrer alten Heimat an. Ab 1992 hatte sie eine Wohnung in Berlin, 2001 zog sie wieder fest in die Stadt. Sie veröffentlichte Bücher zum Thema Holocaust, sie erzählte in Schulen vom Faschismus, sie sprach im Bundestag.
Im Sommer 2017 nahm Inge Deutschkron an einer Stolpersteinverlegung teil, für Mitglieder der Familie Lewin/Gidron. Sie wurden verlegt für eine Mutter und ihre beiden Kinder, die in Auschwitz ermordet worden waren. Der blinde Ehemann überlebte einige Zeit in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt.
Beim nachfolgenden Essen in einem Restaurant erzählte sie, dass sie sich jeden Tag freue, wenn sie morgens aufwachte, weil die Nazis es nicht geschafft hätten, ihr das Leben zu nehmen.
Heute morgen ist sie nun nicht mehr aufgewacht.
Schreibe den ersten Kommentar