Das Highlight der 10. Funkausstellung im Sommer 1933 war die Präsentation des Volksempfängers durch den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels. Das Gerät trug die Bezeichnung VE 301, die Zahl steht für den Tag der Machtübergabe an die Nazis, den 30.1. im selben Jahr. Zwar gab es damals bereits Radios, diese waren jedoch wesentlich teurer als die 76 Reichsmark, die der Volksempfänger kostete.
Goebbels hatte früh erkannt, dass der Rundfunk sich hervorragend als Propagandamedium eignet. Bei seiner Eröffnungsrede sagte er: “Spätere Generationen würden einmal feststellen, dass der Rundfunk für unsere Zeit genauso eine Entwicklung der geistigen und seelischen Beeinflussung der Massen eingeleitet hat wie zu Anbruch der Reformation die Erfindung der Buchdruckerkunst”.
Tatsächlich war das erste Modell bereits am ersten Tag mit 100.000 Exemplaren ausverkauft. Hergestellt wurde dieses Radio von den 28 größten Produzenten in Deutschland, allerdings nicht ganz freiwillig: Schon im April hatte Goebbels sie zur Entwicklung und Herstellung des Volksempfängers verpflichtet. Die Rundfunkindustrie war über das für die Käufer günstige Angebot nicht begeistert, weil sie natürlich lieber ihre teureren Geräte verkaufen wollten. Aber sie hatten keine Wahl.
Als 1938 das Nachfolgemodell Deutscher Kleinempfänger (DKE 38) aus schwarzem Bakelit auf den Markt kam, kostete dieser sogar nur noch 35 Reichsmark. Aufgrund des kreisrunden Lautsprechers und natürlich der Propagandasendungen wurde er schnell als Goebbels-Schnauze bezeichnet.
Insgesamt wurden vom Volksempfänger etwa 12 Millionen Stück verkauft. Anders als im Nachhinein oft behauptet, konnte man damit auch ausländische Sender empfangen. Deshalb wurden die Geräte nach Kriegsbeginn mit dem Hinweis ausgeliefert: “Wer den Feind hört, wird mit Zuchthaus bestraft, und wer abgehörte Nachrichten weiterverbreitet, wird hingerichtet”.
Als Werbemaßnahme war dieser Hinweis vermutlich eher nicht geeignet.
Foto 1: Bundesarchiv, Bild 146‑1978–056–04A / CC-BY-SA 3.0
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