Billige Empörung gegen Ex-Terroristen

Seit Wochen geis­tert in den deut­schen Medien das Gespenst der Roten Armee Frak­tion (RAF) in Person ihrer Ex-Mitglie­der Brigitte Mohn­haupt und Chris­tian Klar herum. Die eine soll im März vorzei­tig frei­ge­las­sen werden, weil sie sich so gut geführt hat, der andere will vom Bundes­prä­si­den­ten begna­digt werden. Beide waren an mehre­ren RAF-Morden und Anschlä­gen betei­ligt und sitzen bereits die Hälfte ihres Lebens im Knast, nach­dem sie 1982 verhaf­tet worden waren.

Vor allem um die Begna­di­gung von Chris­tian Klar gibt es derzeit eine merk­wür­dige Diskus­sion. Viele eher konser­va­tive Poli­ti­ker fordern, dass er vor einer Begna­di­gung “tätige Reue” zeigen muss. Außer­dem soll er bewei­sen, dass er nicht mehr der alten Ideo­lo­gie anhängt. Das dürfte schwer werden, nach­dem nun ein Beitrag Klars vom Januar dieses Jahres bekannt wurde, in dem er weiter­hin von einer Ände­rung der Gesell­schafts­ord­nung spricht. Das ist natür­lich eine Steil­vor­lage für die Gegner seiner Frei­las­sung, die nun mit Fingern auf ihn zeigen und schreien, er habe sich über­haupt nicht geän­dert.

Was denken sich diese Leute über­haupt? Geht es darum, dass Ex-Terro­ris­ten keine poli­ti­sche Gewalt mehr ausüben oder darum, dass sie gehirn­wä­sche­mä­ßig alles verdam­men, was einst ihr Leben war? Chris­tian Klar hat in dem Beitrag, der auch in Spie­gel Online nach­ge­le­sen werden kann, nicht von bewaff­ne­tem Kampf in Deutsch­land gespro­chen, sondern ange­pran­gert, dass immer noch Impe­ria­lis­ten und Kapi­ta­lis­ten an der Macht sind. Es ist sein Recht, eine solche Meinung zu haben, ohne dafür im Knast sitzen zu müssen, solange er sich nicht mehr an bewaff­ne­ten Aktio­nen betei­ligt.
Wie doppel­mo­ra­lisch ist doch diese billige Empö­rung, gerade aus Bayern: Hier musste der Chef der Nazi-“Wehrsportgruppe” Hoff­mann gerade mal für sechs Jahre ins Gefäng­nis, wegen eines Bomben­an­schlags beim Münche­ner Okto­ber­fest mit 13 Toten und des Mordes an einem jüdi­schen Ehepaar. Chris­tian Klar sitzt schon vier­mal so lange.

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2 Kommentare

  1. Dein Kommen­tar strozt vor Unver­stand und Igno­ranz. Klar darf nicht besser schlech­ter behan­delt werden als andere Verur­teilte, wenn Sie ein Gnaden­ge­such stel­len. Eine der Voraus­set­zun­gen für den Erfolg eines Gnaden­ge­suchs ist nun mal “tätige Reue”. Gilt für alle, also auch für Klar. Das hat nichts mit konser­va­ti­ven oder weni­ger konser­va­ti­ven Poli­ti­kern zu tun. Es ist Gesetz. Klar hat sich weder zu seinen Taten bekannt — bis heute verste­cken die RAF-Täter feige hinter dem Kollek­tiv. Noch hat er sich bei den Ange­hö­ri­gen seiner Opfer entschul­digt. Mord ist Mord. Die Regeln zu Gnaden­ge­su­chen sind die Regeln zu Gnaden­ge­su­chen. Wir hehan­deln ja auch nicht Nazi-Mörder besser, weil sie, wie Klar, aus ideo­lo­gi­scher Verblen­dung gehan­delt haben oder? Denk mal nach! Lothar

  2. Das deut­sche Recht kennt eben nicht die “tätige Reue” als Voraus­set­zung für eine Begna­di­gung. Also darf man sie auch nicht als Bedin­gung bei Terro­ris­ten stel­len. Jeder unpo­li­ti­sche Mörder kommt auch ohne Begna­di­gung nach 16 bis 20 Jahren frei (wenn er “lebens­läng­lich” gekom­men hat), völlig unab­hän­gig davon, ob er die Tat zuge­ge­ben oder sich bei den Hinter­blie­be­nen entschul­digt hat. Ich bin dage­gen, dass an Leuten Rache verübt wird, nur weil man ihre poli­ti­schen Einstel­lun­gen ablehnt.
    Dass NS-Mörder nicht besser behan­delt werden, stimmt aller­dings nicht, deshalb auch mein Verweis zum Bomben­an­schlag auf das Münch­ner Okto­ber­fest 1980. Und selbst Leute wie Baldur von Schi­rach (als Gaulei­ter von Wien für die Depor­ta­tion von 185.000 öster­rei­chi­schen Juden in Konzen­tra­ti­ons­la­ger verant­wort­lich) oder NS-Rüstungs- und Kriegs­mi­nis­ter Speer konn­ten das Gefäng­nis nach 20 Jahren verlas­sen.

    Aro Kuhrt

    P.S.
    Was wollen Sie mit Ihrem Nach­satz “Denk mal nach” sagen?

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