Todesfahrer

Über Radfah­rer, die sich im Verkehr unter aller Sau verhal­ten, kann man eine Menge schrei­ben. Selten vergeht eine Taxi­schicht, in der ich nicht mindes­tens einmal eine Voll­brem­sung hinle­gen muss, um einen dieser Suizid­süch­ti­gen an seinem Vorha­ben zu hindern. Nachts ist das Fahren ohne Licht beson­ders in Mode, sehr gerne auch bei rotem Ampel­licht.
Dass aber eine Mutter mit ihren 1 und 2 Jahre alten Kindern auf dem Rad über eine stark befah­rene Straße wie der Danzi­ger bei Rot fährt, kann wohl nur noch als Mord­ver­such ange­se­hen werden. Falls der kleine Junge über­lebt, darf er seine Mama irgend­wann man fragen, wieso sie ihn einer solchen Gefahr ausge­setzt hat.

Zwei­fel­los gibt es auch zahl­rei­che Auto­fah­rer, die sich ande­ren gegen­über (egal ob Radfah­rern, Fußgän­gern oder ande­ren Auto­fah­rern) rück­sichts­los verhal­ten, keine Frage. Von diesen distan­ziere ich mich genauso, mit einem gefähr­li­chen Gegen­stand wie ein Auto muss man erst recht aufpas­sen. Mir geht es aber gerade um mutwil­li­ges Verhal­ten, mit dem sich die Rüpel­rad­ler nicht nur selber gefähr­den, sondern eben auch andere. Wer mit 20 km/h oder schnel­ler über einen Fußweg fährt, wer ohne aufzu­pas­sen in den flie­ßen­den Verkehr einbiegt und die Auto­fah­rer zu Gefah­ren­brem­sun­gen zwingt, der handelt bewusst rück­sichts­los.
Ich bin kein Verfech­ter der ADAC-Ideo­lo­gie, privat fahre ich viel mehr Rad als Auto. Und ich bin als Auto­fah­rer auch schon in einen Unfall mit einem Radfah­rer verwi­ckelt worden: Etwa 20 Radler haben mir am Pari­ser Platz die Vorfahrt genom­men, nur einer fuhr korrekt, den ich wegen der vielen ande­ren nicht sehen konnte. Es kam zum Aufprall, nicht stark, ohne Verlet­zun­gen, aber trotz­dem unnö­tig.
Anläss­lich des Unfalls im Prenz­lauer Berg teilte die Poli­zei nun mit, dass an mehr als der Hälfte der durch­schnitt­lich 20 Unfälle pro Tag die Radler selbst schuld sind. Trotz­dem hält sie es nicht für nötig, Rotlicht­ver­stöße oder das Fahren ohne Licht zu ahnden. Zwei Akti­ons­wo­chen im Jahr an drei oder vier Stel­len in der Stadt sind nur lächer­lich. Und auch der Allge­meine Deut­sche Fahr­rad-Club sucht die Schuld vor allem bei den Auto­fah­rern und verharm­lost das Verhal­ten vieler Radler.  Als ich im Sommer 2008 einen Gedan­ken­aus­tausch mit dem ADFC-Chef und Fahr­rad­be­auf­trag­ten des Senats hatte, schrieb er mir: “Gerade die Erfah­rung an der Kreu­zung bei Grün von Rechts­ab­bie­gern über­se­hen zu werden, ist für viele Radfah­rer offen­bar der Grund loszu­fah­ren, wenn die Kreu­zung bei Rot vermeint­lich frei ist.” Genau diese Verharm­lo­sung macht denje­ni­gen auch noch Mut, sich nicht an die Regeln halten zu müssen.

Oft wundert es mich, dass es so wenig tote Radfah­rer gibt. Und manchem Radler wünsche ich mal einen heil­sa­men Unfall, nicht mit Verlet­zun­gen, nur damit er daraus lernt. Offen­bar wird man wirk­lich nur aus Scha­den klug.

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1 Kommentar

  1. Ja, es ist eine fiese Sache. Man kommt sich als Auto­fah­rer immer blöd vor, wenn man auf “die Radfah­rer” schimpft. Denn zum einen möchte man selbst nicht einer solchen Verall­ge­mei­ne­rung unter­lie­gen, zum ande­ren hat man ja als Verkehrs­teil­neh­mer mit der gefähr­li­che­ren “Bewaff­nung” auch bei Unfäl­len meist nur die leich­te­ren Schä­den zu verzeich­nen.

    Aber leider ist es wirk­lich so, dass es (wie auch bei Auto­fah­rern) viele viele Idio­ten gibt auf der Straße. Für eine Voll­brem­sung pro Schicht reicht es bei mir sicher nicht, aber im Normal­fall bin ich auch ausge­spro­chen defen­siv unter­wegs. Ich bin nicht klein­lich bei Verkehrs­ver­ge­hen, ich akzep­tiere eine geringe Geschwin­dig­keits­über­tre­tung oder ein gele­gent­li­ches Über­fah­ren einer durch­ge­zo­ge­nen Linie gerne mal. Ich versu­che zwar stets, Vorbild zu sein, aber die ein oder andere unge­wöhn­li­che oder nervige Verkehrs­si­tua­tion bringt es biswei­len mit sich, dass eine vernünf­tige Lösung mit unor­tho­do­xen Metho­den am besten gelingt.

    Aber Leute! Kapi­tale Geschich­ten wie Rotlicht­ver­stöße sind oftmals tatsäch­lich ein Spiel mit dem Leben. Mal egal, wessen!
    Es geht doch im Verkehr nicht darum, wer stär­ker ist, die besse­ren Argu­mente hat oder im Zwei­fels­fall vor Gericht Recht bekommt. Das Wich­tigste ist erst­mal, dass nichts passiert. Und ebenso wie es dumm ist, in einer Drei­ßi­ger­zone 80 zu fahren, ist es dumm, bei rot in eine Kreu­zung einzu­fah­ren. Die Tatsa­che, dass man dabei nicht einmal ein passiv siche­res Fahr­zeug verwen­det, macht die Sache unend­lich beklopp­ter, nicht edler!

    Ich bin als Taxi­fah­rer den Verkehrs­re­geln entspre­chend unter­wegs (und jetzt bitte keine Kommen­tare zu den Asi-Kolle­gen, die ja angeb­lich die Mehr­heit reprä­sen­tie­ren!) und noch dazu hupe ich nur einmal im Jahr, ärgere mich eher still oder in meinem Blog. Aber selbst ich habe mich mehr­fach dabei ertappt zu denken:

    “Pah, wenn de jetzt nicht bremst — und du kannst es ja einfach mal verpen­nen — dann ist einer weni­ger unter­wegs, der wohl auf dem Gehweg auch Klein­kin­der über­fährt!”

    Bei allen miesen Beispie­len unter den Auto­fah­rern: Wirk­lich lebens­ge­fähr­dend (und sei es das eigene) bewe­gen sich wohl wirk­lich mehr Radfah­rer. Zumin­dest während meiner Zeit auf der Straße. Und glaubt mir, ich rege mich über blöde Raser ebenso auf…

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