Schloss Bellevue

Der Sitz des Bundes­präsi­denten besteht genau genom­men aus zwei Teilen: Das Schloss Belle­vue, direkt an der Spree gele­gen, dient vor allem reprä­sen­ta­ti­ven Aufga­ben. Einige Meter weiter südlich erhebt sich im Schloss­park der Neubau des Bundes­prä­si­di­al­am­tes, ein schwar­zer, ovaler Bau, dessen düstere Archi­tek­tur anfangs sehr umstrit­ten war.

Ursprüng­lich über­ließ Fried­rich Wilhelm I. von Preu­ßen den zuge­zo­ge­nen Huge­not­ten 1710 das Gelände des heuti­ges Schloss­parks, damit diese dort eine Maul­beer­plan­tage zur Zucht von Seiden­rau­pen anle­gen konn­ten. Da dies nicht geklappt hat, erhielt der Baumeis­ter von Fried­rich des Großen, Wenzes­laus von Knobels­dorff, 1743 das Gelände, auf dem er ein Wohn­haus errich­tete. 1764 über­nahm der Kommer­zi­en­rat Schnei­der das Grund­stück und erbaute hier eine Leder­fa­brik, die einige Jahre später vom Nach­be­sit­zer, dem preu­ßi­schen Steu­er­mi­nis­ter Frei­herr von Horst zum Wohn­haus umge­baut wurde.
Im Jahre 1784 wurde das Anwe­sen von Prinz Fried­rich August Ferdi­nand von Preu­ßen, dem jüngs­ten Bruder von Fried­rich dem Großen, erwor­ben. Er beauf­tragte den Archi­tek­ten Michael Phil­ipp Boumann mit dem Bau eines Schlos­ses, der die ehema­lige Leder­fa­brik als Nord­flü­gel in das Schloss inte­grierte. 1788 war der Bau des Komple­xes abge­schlos­sen. Prinz August Ferdi­nand nutzte Belle­vue haupt­säch­lich als Sommer­schloss, genau wie nach dessen Tod 1813 sein Sohn Prinz August.
Unter Fried­rich Wilhelm IV. wurde das Schloss ab 1844 als Gemäl­de­ga­le­rie genutzt, nun konnte nun auch der Park von der Öffent­lich­keit besucht werden.
Nur wenige Jahre später wech­sel­ten die Besit­zer und Bewoh­ner stän­dig, höhere Offi­ziere, Herzog Wilhelm Niko­laus von Meck­len­burg-Schwe­rin, Hofmar­schall Graf Pück­ler und Kron­prinz (und später Kaiser) Wilhelm gaben sich hier die Klinke in die Hand.

1928 ging das Schloss Belle­vue in staat­li­chen Besitz über. Zuerst fanden hier Kunst­aus­stel­lun­gen statt, bis 1935 das Staat­li­che Museum für deut­sche Volks­kunde einzog. Drei Jahre später wurde es als Reichs­gäs­te­haus der Nazis genutzt. Erst jetzt erhielt Belle­vue seinen reprä­sen­ta­ti­ven Eingang in der Mittel­achse, während es zuvor über die Flügel betre­ten wurde.
Im Krieg wurde der südli­che Anbau völlig zerstört, vom Mittel­teil über­stan­den nur die Außen­wände die Bombar­de­ments. 1955 begann der Wieder­auf­bau, der 1959 abge­schlos­sen werden konnte. Seit­dem diente Schloss Belle­vue als Berli­ner Amts­sitz des Bundes­prä­si­den­ten, während das eigent­li­che Bundes­prä­si­di­al­amt bis 1994 die Villa Hammer­schmidt in Bonn blieb. Dort befin­det sich heute der zweite Dienst­sitz.

Benannt wurde Belle­vue (“schöne Aussicht”) übri­gens nach dem bereits vorher exis­tie­ren­den Park, der aufgrund der umlie­gen­den Land­schaft seinen Namen erhielt. Die domi­nie­ren­den Gestal­tungs­ele­mente des Schloss­parks, die fächer­ar­ti­gen Sicht­ach­sen Rich­tung Spree und Char­lot­ten­burg, sind bis heute erhal­ten.

Foto: Wladys­law Sojka, Lizenz Freie Kunst

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