Bärenmutti

Es gibt ja das Gerücht, Rent­ner hätten so viel Zeit und wüss­ten damit nichts Besse­res anzu­fan­gen, als sie mit dem Zählen von Klein­geld an der Super­markt­kasse oder dem Bevöl­kern von Arzt-Warte­zim­mern zu verbrin­gen. Auf eine von ihnen trifft das ganz sicher nicht zu. Sie hat so wenig Zeit, dass sie fast nur auf dem Handy erreich­bar ist. Doris Rieck hat ein Hobby, in das sie mehr Ener­gie steckt, als andere Menschen in ihren Job. Sie foto­gra­fiert Bären.
Es geht aber nicht um irgend­wel­che Bären, sondern um die Buddy-Bären, die seit nunmehr 20 Jahren Berlin bevöl­kern. Wahr­schein­lich gibt es kein Vier­tel in der Stadt, in dem sie nicht stehen. Und sie sind nicht nur in Berlin, sondern auf der ganzen Welt. Aber der Reihe nach.

Kurz nach­dem die ersten rund zwei Meter hohen Buddy Bears auf den Berli­ner Stra­ßen auftauch­ten, verliebte sich Doris Rieck in sie. Sie begann, ihnen in Berlin nach­zu­rei­sen und sie zu foto­gra­fie­ren. Zuerst nur für sich, bald aber auch für die Öffent­lich­keit. Die Fotos setzte sie auf die eigene Website, die — gram­ma­tisch nicht ganz korrekt — Buddy-Fans heißt.
Im Laufe der Jahre wuchs der Schatz, mitt­ler­weile findet man dort mehrere 10.000 Abbil­dun­gen. Ob es hunderte oder schon tausende Bären sind, die dort verewigt wurden, kann ich nicht mehr einschät­zen.

Es blieb aber nicht beim Foto­gra­fie­ren der Bären in Berlin. Im Sommer 2003 begann eine Rund­reise durch die Welt, die bis heute nicht been­det ist. Während die Buddy-Bären in Berlin und ande­ren Orten meist von Firmen oder Privat­leu­ten gekauft und bemalt wurden, handelt es sich bei den etwa 140 Bären auf Welt­reise um etwas Beson­de­res. Sie stehen jeweils für ein Land der Erde und werden norma­ler­weise auch von einem Künst­ler des betrof­fe­nen Staa­tes gestal­tet. “United Buddy Bears” nennen sie sich und sollen das Vertrauen und Zusam­men­le­ben der Menschen aller Völker fördern. Und da sie immer im Kreis stehen und alpha­be­tisch sortiert sind, finden sich manch­mal auch die Bären verfein­de­ter Länder neben­ein­an­der wieder, wie die Bären vom Iran und Israel.
Gleich­zei­tig werden mit der Verstei­ge­rung von einzel­nen Bären auch lokale Kinder­hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen sowie die Unicef unter­stützt. Dabei kamen schon mehr als zwei Millio­nen Euro zusam­men.

Auf ihrer Reise durch die Welt mach­ten die United Buddy Bears schon auf allen Konti­nen­ten Station. Und Doris Rieck folgte ihnen fast über­all hin. Schon am Anfang, als es nach Hong­kong ging, bewies sie ihr Geschick, vor Ort mit den Orga­ni­sa­to­ren und Bewoh­nern mensch­lich herz­lich zusam­men­zu­kom­men. Sie traf Jacky Chan und freute sich zusam­men mit ihm über den Besuch der Bären in seiner Stadt.
Das sollte sich in den folgen­den Jahren fort­set­zen. Die Reisen gingen über Istan­bul, Tokio und Seoul, Wien, Sydney, Sankt Peters­burg, Helsinki, Kairo und Jeru­sa­lem, Nord­ko­rea und Buenos Aires nach Kasach­stan. Doris Rieck war fast immer mit dabei, sie foto­gra­fierte die Künst­ler, die Staats­chefs und Bürger­meis­ter, die sich mit den Bären schmück­ten. Vor allem aber die Menschen aus den jewei­li­gen Städ­ten, die die United Bears oft mit kind­li­cher Begeis­te­rung besuch­ten.
Längst kennt Doris Rieck viele der Künst­ler, die die Buddy Bears bema­len. Sie besucht sie in die Ateliers und beglei­tet manchen Bären bei seiner Entste­hung. Auch die Aufnah­men davon findet man auf Ihrer Website.

Selbst nach fast 20 Jahren ist Doris Rieck noch mit voller Hingabe dabei. Dabei sind die Bären nicht die einzi­gen Objekte ihrer Foto­be­gierde. Sie betreibt auch noch die wohl größte Samm­lung von Berli­ner Wand­bil­dern. Auf über 1.300 einzel­nen Seiten finden sich schon über 10.000 Fotos, auch diese hat sie fast alle selbst aufge­nom­men, mit Unter­stüt­zung einer Span­dauer Freun­din, die oft im Berli­ner Umland mit der Kamera unter­wegs war.

Regel­mä­ßige U‑Bahn-Fahr­gäste begeg­nen Doris Rieck immer wieder mal im soge­nann­ten “Berli­ner Fens­ter”, wo schon manches ihrer Bilder als “Foto des Tages” veröf­fent­licht wurde. Wer nun aber denkt, dass sie einst im Berufs­le­ben als Foto­gra­fin ihr Geld verdient hat, irrt. Die junge Doris lernte bei Hertie am Halle­schen Tor, wech­selte einige Jahre später zur Spar­kasse, wo eine Karriere bis zur Abtei­lungs­lei­te­rin der Bank­ge­sell­schaft Berlin folgte. Mit der Rente folgte erst­mal eine 2.000-Kilometer-Radtour nach England.
In diesem neuen Leben begann Doris Rieck, nicht mehr nur für andere da zu sein, egal ob werter Gatte oder die Firma, sondern für sich. Aber sie kümmert sich auch noch um ihre drei Söhne — und natür­lich um unzäh­lige bunte Wesen aus Kunst­stoff, die zwei Meter hoch sind, ihre Arme in die Luft stre­cken und an etli­chen Stel­len der Stadt zu finden sind.

Buddy-Fans: buddy-fans.de
Wand­bil­der: wandbilderberlin.de
Radtour-Tage­buch: dorisrieck.de

Jackie Chan zu den United Buddy Bears:

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https://www.youtube.com/watch?v=XiaZqAeK3Ig

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2 Kommentare

  1. Schö­ner Arti­kel und eine inter­es­sante Geschichte. Ich werde jetzt wohl öfter auf die Wand­bil­der und Buddy­bä­ren­sei­ten kommen!

  2. Sehr gut geschrie­be­ner Arti­kel. Die Fa. Buddy Bär Berlin war begeis­tert wie z.B — WOW!!
    Ein toller Arti­kel. Das freut mich für dich und natür­lich auch für die Bären.
    — Sehr aufschluss­reich und sehr schön geschrie­ben. Toller Arti­kel! Sehr schön.

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