BVG-Busfahrer

Mehr­mals in der Woche steht in der Zeitung, dass irgendwo in Berlin wieder ein Busfah­rer der BVG ange­grif­fen wurde. Die Gründe dafür stehen meist nicht dabei, viel­leicht sind sie auch nicht bekannt. Sicher kann man davon ausge­hen, dass viele der Angriffe von irgend­wel­chen Leuten durch­ge­führt werden, die eh aggres­siv und gewalt­tä­tig sind und auch außer­halb von Bussen Menschen bedro­hen oder angrei­fen. Aber ist das alles?
Ich fahre nur alle paar Monate mal mit einem BVG-Bus, aber wenn, dann ist das jedes Mal eine Qual. Beispiel: Ich habe einen Kurz­stre­cken-Fahr­schein und möchte damit eine wirk­lich kurze Stre­cke fahren, eine Station mit der U‑Bahn und dann noch eine mit dem Bus. Der Busfah­rer lässt mich aber damit nicht rein, weil man mit einem solchen Fahr­schein nicht umstei­gen dürfe. Dass ich insge­samt nur 2 Statio­nen fahren wollte, inter­es­siert ihn nicht, er lässt mich lieber im Wolken­bruch stehen.
Oder: Während der U‑Bahn-Sper­rung auf der U9 werden Ersatz­busse einge­setzt, die natür­lich entspre­chend voll sind. Neue Fahr­gäste werden nicht mehr rein gelas­sen. Als der Bus am Virchow-Kran­ken­haus hält und Fahr­gäste ausstei­gen lässt, bleibt die vordere Tür zu. Also versu­chen die Leute durch die hintere Tür einzu­stei­gen. Darauf­hin schließt der Busfah­rer auch diese Tür und fährt weiter, obwohl noch einige Menschen ausstei­gen möch­ten. Sie protes­tie­ren laut­stark, aber ohne Erfolg. Ich weiß nicht, ob das juris­tisch als Nöti­gung oder Frei­heits­be­rau­bung zu werten ist, in jedem Fall aber ist es eine abso­lute Frech­heit.
Nach diesen beiden Erleb­nis­sen inner­halb eines Tages verstehe ich es gut, dass manche Leute ihren Frust über solche Busfah­rer auch mit Gewalt raus lassen. Das heißt nicht, dass ich die Angriffe billige, aber ich kann die Gründe nach­voll­zie­hen. Es ist unge­heu­er­lich, mit welcher Arro­ganz und Unver­fro­ren­heit sich manche BVG’­ler ihren Fahr­gäs­ten gegen­über verhal­ten. Und ich werde sicher wieder die nächs­ten Monate keinen Bus der BVG bestei­gen. Glück­li­cher­weise habe ich ein Auto und ein Fahr­rad.

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7 Kommentare

  1. Klar ist das beschrie­bene Verhal­ten der Busfah­rer ne Frech­heit, aller­dings wäre es nach­wie­vor für mich kein Grund, einen ande­ren Menschen tätlich anzu­grei­fen… Und nein, ich kenne keine sinn­volle (!) Alter­na­tive…

  2. Der Kommen­tar ist meiner Ansicht voll­kom­men emotio­nal . Warum lässt der Fahrer keinen einsteigen?:Warscheinlich ist der Bus voll, Das er die hintere Tür schließt ist ausge­mach­ter Blöd­sin, weil diese nich vom Fahrer zu schlie­ßen ist, steht auch in deut­scher schreib­weise ange­bracht Tür schließt auto­ma­tisch zum öffnen Knopf drücken. Aler­ding wenn mann Rad fährt kann man mit dieser Tech­nik warschein­lich nicht umgehen.Viele Grüße P.

  3. Sicher ist der Arti­kel emotio­nal. Aber gerecht­fer­tigt. Das Beneh­men dieser Busfah­rer war abso­lut dane­ben, aber es passt in das Klischee — das offen­bar seine Berech­ti­gung hat. Merk­wür­dig, dass es solche Erleb­nisse immer wieder gibt, oder? Glück­li­cher­weise musste ich seit­dem nicht mehr mit einem BVG-Bus fahren, aber ähnli­ches höre ich ab und zu von Freun­den noch immer.

  4. Diese Emotio­nen gehen eben von Menschen aus ich versu­che auch beide Seiten zu verstehen,ich bin selber Busfah­rer und das seit 25 Jahren ich verur­teile es auch wenn das Fahr­per­so­nal nicht immer so agiert wie es erwar­tet wird,aus der sicht des Fahrers: Fahr­gäste kommen rein ohne den für sich selber gefor­der­ten Anstand ‚fragt man nach dem Fahr­aus­weis ‚was die Aufgabe sein soll, wird man mit dummen Sprü­chen belegt ‚ob man nichts besse­res zu tun habe,wenn die hinte­ren Türen schlie­ßen wird man beschimpf, blöd zu seien obwohl diese auto­ma­tisch schließen,Sensorenkontakt, man kommt verspätet,ist man nicht fähig Bus zu fahren ‚evtl. fahren wir auch im Berufs­ver­kehr wo die Strasse uns gehört, es soll keine Entschul­du­i­gung für undi­zi­pli­nier­tes Verhal­ten sein ‚aber es giebt immer 2 Seiten die man hören und erfah­ren sollte. Ich lade jeden der es möchte gerne einmal ein eine 8–9 Stun­den­schicht mit zukom­men ‚dann sollte man sich eine Meinung darüber machen was für blöde Kutscher da vorne sitzen.Wenn man das ist , verstehe ich auch nicht das verein­zelte Fahr­gäste sich in die Obhut eines so beschr. Busfah­rers geben.Wie gesagt es giebt immer ein für und wieder ‚andere Berufs­grup­pen haben es warschein­lich genau­soo schwer, LKW fahrer, “Wenn ich nicht auf der Auto­bahn fahre ‚wärre diese schön leer,aber dein Kühl­schrank auch.Man kann immer so schön über andere meckern, selber besser­ma­chen fällt den meis­ten aller­dings sehr schwe, weil sie es nicht können.Mfg.P.L

  5. ich bin selber Busfah­rer
    Das hatte ich mir schon gedacht :-)

    Aber: Ich habe eben­falls 8–10 Stun­den am Tag mit Kunden zu tun. Trotz­dem lasse ich meinen Frust nicht an denen ab — vor allem nicht, wenn sie freund­lich zu mir sind. Natür­lich gibt es immer irgend­wel­che Idis, die unfreund­lich sind, da muss man eben durch. Und auch mal ein klaren Wort spre­chen. Aber ich war freund­lich und bin trotz­dem von ihrem Kolle­gen so abge­watscht worden. Das akzep­tiere ich nicht, ist doch wohl klar. Ich konnte nichts dafür, wenn der Kollege schlechte Laune hatte. Er muss nicht unbe­dingt freund­lich sein, aber mir auch nicht blöde kommen. Leider war das ja nicht das einzige Erleb­nis, das ist ja auch der Grund, weshalb ich Busfahr­ten mitt­ler­weile vermeide. Weil eben viele BVG-Busfah­rer offen­bar verges­sen haben, dass die Fahr­gäste ihre Kunden sind und erst­mal korrekt zu behan­deln sind.
    Viele Taxi­fah­rer sind natür­lich genauso, das weiß ich auch aus leid­vol­ler Erfah­rung.

  6. Hallo zusam­men,

    Ich habe diesen Arti­kel gefun­den da ich mich etwas mit dieser latent spür­ba­ren aggres­sion gegen BVG perso­nal ausein­an­der­set­zen wollte. man findet dazu die unglaub­lichs­ten Videos, von Vanda­lis­mus bis “Busfah­rer­klat­sche” ; auch die kommen­tare zu diesen Videos zeigen eini­ges über die Einstel­lung vieler Leute zur BVG. Ich bin eben­falls Busfah­re­rin und fahre jetzt seit 5 Jahren in Berlin. Ich habe diesen Beruf gelernt, und ihn mir bewusst gewählt. Dementspre­chend gebe ich jeden Tag mein bestes; vieles was der Fahr­gast noch nicht einmal bemerkt (auf den Toilet­ten­gang verzich­ten, um pünkt­lich abzu­fah­ren, Schlag­lö­chern auswei­chen, älte­ren Menschen möglichst nah entge­gen­fah­ren usw.) doch es ist eine der undank­bars­ten Aufga­ben die es gibt. Da ist man gerade mal 5 min auf seiner Schicht, der Bus vor einem fällt aus und man bekommt all den Frust der Leute ab. Und meis­tens begrün­det der sich nicht in frechem Verhal­ten der Busfah­rer sondern aus Unkennt­nis über die tech­ni­schen (Türen, etc) und recht­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen. Ich darf laut Gesetz zB nicht länger als 4,5 Stun­den fahren. Wenn ich also meinen Fahr­gäs­ten zuliebe an jeder Endstelle auf meine Pause verzichte weil ich zu spät bin, bin ich schon gutmü­tig genug. Doch nach 4,5 VERBIE­TET mir der Gesetz­ge­ber, weiter zu fahren. Diese Dinge werden einem jedoch tagtäg­lich als Will­kür unter­stellt und das macht einen mürbe. ich ziehe nach meiner Schicht sofort eine zivile Jackle an da ich mich in der Öffent­lich­keit schon vor dieser Aggres­sion fürchte. Während des S‑Bahn Chaos wurde ich, auf dem Weg zur Schicht am Bahn­steig stehend, als “verfickte BVG Huren­toch­ter” bezeich­net und im Sommer wurde ich von zwei Jugend­li­chen in Kreuz­berg (als Frau!) in den Bauch geschla­gen da “jeden Tag einer von meiner Fami­lie von dieser Scheiß BVG kontrol­liert wird”. Ich war noch nicht einmal auf dem Bus sondern auf dem Weg nach­hause. Nur da ich als BVGe­rin erkenn­bar war hat den jungen Männern schon als Projek­ti­ons­flä­che gereicht. Und mancher denkt immer­noch, busfah­ren wäre ein gutbe­zahl­ter Traum­be­ruf.…

  7. @martina
    Sicher ist der Arti­kel nicht objek­tiv, das geht auch nicht, da ich meine eige­nen Erfah­run­gen beschrie­ben habe.
    Was ganz klar ist: Angriffe gegen Busfah­rer, egal ob verbal oder tätlich, sind natür­lich nicht akzep­ta­bel. Vor allem das Anpö­beln oder Angrei­fen von Leuten, die persön­lich keiner­lei Schuld haben, ist zu verur­tei­len!
    Aller­dings muss man sich auch nicht alles gefal­len lassen. Wenn mir einer doof kommt, gebe ich auch zurück, egal ob Busfah­rer, Taxi­fah­rer Chris­ten­pfar­rer.
    Ich finde das BVG-Bashing selber scheiße, verstehe aber den Frust, der manch­mal dahin­ter­ste­cken mag. Trotz­dem gibt das natür­lich nieman­dem das Recht, jeman­den zum Beispiel wie in deiner Beschrei­bung zu behan­delt. Mir ist auch klar, dass BVG-Busfah­rer einen stres­si­gen Job haben. Volle Stra­ßen, chao­ti­sche Rad- und Auto­fah­rer, nervige Fahr­gäste, das ist alles nicht ange­nehm. Wenn ich dann aber als freund­li­cher Fahr­gast so abge­watscht werde, braucht man sich nicht wundern, dass mein Frust­po­ten­zial steigt. Wie schon beschrie­ben: Ich fahre dann eben weni­ger mit dem Bus (nicht nur wegen der Fahrer), aber viele haben die Möglich­keit nicht.

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