Das Haus am Checkpoint Charlie — auch “Mauermuseum” genannt — geht zurück auf eine Initiative von Rainer Hildebrandt. Geschockt vom Bau der Mauer, von der Teilung Berlins, eröffnete er im Oktober 1962 in einer Wohnung in der Bernauer Straße die erste Ausstellung zum Thema. Damals war die Bernauer Straße geteilt, der nördliche Teil im “Westen”, der südliche Teil gehörte zu Ost-Berlin. Dort waren die Häuser über ein Kilometer hinweg vom Erdgeschoss bis unters Dach zugemauert, eine 20 Meter hohe Mauer!
Schon im Folgejahr konnte ein Haus in der Kreuzberger Friedrichstraße bezogen werden, der selben Friedrichstraße, deren berühmterer, historischer Teil sich nun auf dem Gebiet von Ost-Berlin befand. Die Ausstellungsräume im nun “Haus am Checkpoint Charlie” genannten Gebäude wurden in der Folgezeit immer mehr ausgeweitet. Schon am Anfang konnte das Haus auf täglich 1.000–2.000 Besucher verweisen, und das Interesse wuchs von Jahr zu Jahr.
Die ständigen und auch die speziellen Ausstellungen sollten das (laut DDR-Armeegeneral Hoffmann) “beste Grenzsicherungs-System der Welt” veranschaulichen und den Menschen gleichzeitig die Unmenschlichkeit dieser Maßnahme vor Augen führen.
In der Zeit des Kalten Krieges hatte sicher auch dieses Museum seinen Anteil an der Konfrontation, weil es sich eindeutig und in jeder Beziehung auf eine Seite gestellt hat. In den späteren Jahren jedoch wurden die Ausstellungs-Themen, wenn auch nicht unbedingt versöhnlicher, so doch differenzierter und vielfältiger. So konnte 1976 die Schau “Berlin — von der Fronststadt zur Brück Europas” eröffnet werden. Mit der 1984 begonnenen Ausstellung “Von Gandhi bis Walesa — Gewaltfreier Kampf für Menschenrechte” bezog Rainer Hildebrandt auch eindeutig Stellung zur Form der politischen Arbeit. Im Gegensatz zu den 60er Jahren, als man ihm von vielen Seiten eine Schürung des Hasses und Unterstützung gewaltsamer Aktivitäten gegen DDR-Einrichtungen vorwarf.
Das Haus am Checkpoint Charlie zeigt heute eine fast unüberschaubare Vielzahl an Exponaten, an originalen Hilfsmitteln, die Menschen zu ihrer Flucht aus der DDR gebrauchten. Man muss das winzige Auto gesehen haben, dessen Kofferraum an der Grenze nicht kontrolliert wurde, weil sich kein Grenzler vorstellen konnte, dass sich darin jemand verstecken konnte. Oder die beiden aufgeschnittenen und zusammen geschobenen Koffer, in denen ebenfalls jemand flüchtete. Ein Teil des Heißluftballons hängt an der Decke, mit dem 1976 eine ganze Familie nach Westdeutschland schwebte. Selbst ein Mini-U-Boot und ein selbst gebauter Sessellift werden ausgestellt, die zu Fluchten dienten. Einer der beeindruckendsten Exponate ist sicher das Selbstschuss-Gerät, mit dem die DDR ihre Grenze nach Westdeutschland schloss.
Die Geschichte der Mauer, die Organisierung von Fluchten sowie die heimliche Arbeit der Opposition in der DDR sind die Hauptthemen des Mauer-Museums. Auch die kommunistische Unterdrückung in den anderen Ostblock-Staaten sowie der Widerstand dagegen werden thematisiert. So wird der Geschichte der Solidarnosc gedacht oder dem Aufstand in Ungarn wie auch dem Prager Frühling in der CSSR.
Neben der verschiedenen Ausstellungen gibt es auch durchgängig Filmvorführungen in mehreren Räumen. Das Angebot des Museums wird durch eine Möglichkeiten für Führungen und Referenten-Einsatz sowie eine Bibliothek abgerundet. Wer möchte, kann auch Bücher zum Thema erwerben (teilweise vom Museum selbst herausgegeben) oder im Bistro einen Kaffee trinken. Und den braucht man dann auch, denn wer die Angebote in diesem Haus voll nutzt, der wird sich eine um die andere Stunde dort aufhalten.
Haus am Checkpoint Charlie
Friedrichstr. 43–45
10969 Berlin — Kreuzberg
Tel.: (030) 25 37 25–0
An allen Tagen des Jahres geöffnet von 9.00 bis 22.00 Uhr
U‑Bahn Linie 6 Bahnhof Kochstraße (Behindertenaufzug)
Buslinie M29
Eintrittspreise: 5,50 bis 12,50 EUR
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