Wer sich für die Geschichte der Berliner Untergrundbahn interessiert, kommt am U‑Bahn-Museum nicht vorbei. Stilecht untergebracht im alten Stellwerk Olympia-Stadion in Charlottenburg bietet es einen super Einblick in über 100 Jahre Bahngeschichte. Das elektromechanische Stell- und Hebelwerk war von seiner Inbetriebnahme im August 1931 bis zur Außerdienststellung 1983 das größte seiner Bauart in Europa.
Das Herzstück des Museums ist der Stellraum, in dem noch das komplette riesige Schaltpult steht. An der großen elektrischen Wandtafel wird noch immer die Weichenstellung angezeigt, man würde sich nicht wundern, wenn hier gleich jemand einem Zug freie Fahrt in Richtung Ruhleben stellt. Direkt unter dem Stellwerk hindurch fährt die Bahn zur westlichen Endstation der U2.
Dieses Museum ist vor allem etwas für Technikfans. Die gesamte Bandbreite der U‑Bahn-Technik ist hier ausgestellt, z.B. eine komplette Signalanlage, uralte Fahrertechnik, ein Abfertigungsschalter, alte Fahrkartenautomaten und natürlich die Innenausstattung — teilweise vertraut, teilweise wie aus einer anderen Welt. Plötzlich fällt es einem wieder ein: Klar, die “Sammelkarten”, ist das schon so lange her? Die Ostberliner Einheitsfahrscheine für 20 Pf., die alten Schilder mit den Stationsnamen, sie tragen den Besucher in die Vergangenheit zurück. Jeder (zumindest die Berliner) findet hier Exponate, die ihn an seine Jugend erinnern, denn für fast alle von uns gehörte die U‑Bahn ja dazu.
Neben den zahlreichen technischen Gerätschaften sind einige erklärende Texte angebracht, auch über Ereignisse, die mit der U‑Bahn zu tun haben. Dieser Teil könnte allerdings noch erweitert werden, denn Faktenwissen wird nur sehr begrenzt vermittelt. Dagegen macht das Video Lust auf eine Nachtfahrt im offenen Waggon, wie er von der BVG angeboten wird.
Ein Großteil der ausgestellten Exponate sind Sammlungen. Das geht bei Fahrscheinen und Monatskarten los, über Streckenpläne, BVGer-Mützen bis hin zu Werbeschildern. Im Vorraum findet man eine große hölzerne Bekanntmachungstafel, die von 1913 bis 1976 auf dem U‑Bahnhof Rüdesheimer Platz stand. Bestückt ist diese Tafel mit verschiedenen U‑Bahnnetzplänen ab 1936, mit Auszügen aus der Polizeiverordnung von 1933, den Beförderungsbedingungen von 1936, einer Luftschutzraumverordnung aus dem letzten Krieg sowie mit Hinweisen und Informationen aus dem ehemals geteilten Berlin, über Tarife und die Benutzung von U‑Bahn und Straßenbahn.
Das U‑Bahn-Museum wird bereits seit 1995 von einer “Arbeitsgemeinschaft Berliner U‑Bahn” betrieben. Diese Initiative hat den Anspruch, die Berliner U‑Bahn als Teil der Heimat‑, Technik‑, Verkehrs- und Kulturgeschichte sowie der gegenwärtigen Stadtentwicklung erlebbar zu machen. Das ist ihr gelungen.
Leider hat es nur einmal im Monat geöffnet. Der Eintritt ist mit 2 EUR sehr moderat.
Foto: Clemensfranz, CC BY-SA 3.0
Ist das eigentlich verbunden mit dieser Führung durch die Berliner Unterwelt, also ich meine die alten Luftschutzbunker? In der Wochenzeitung “Nord-Berliner” habe ich gelesen, dass es täglich Führungen am Gesundbrunnen gibt. Da kann man selbst noch als Berliner ein bisschen was entdecken.
Nein, das sind zwei verschiedene Sachen.