Mechanische Musik tötet Orchester!

Vor 75 Jahren, am 21. Juni 1948, erschien die erste Lang­spiel­platte, wie sie danach Jahr­zehnte lang Hunderte Millio­nen mal auf Vinyl (PVC) gepresst wurde. Vorher gab es nur Schall­plat­ten aus Schel­lack, die jedoch brei­tere Rillen, einen gerin­ge­ren Durch­mes­ser und eine schnel­lere Abspiel­zeit hatten. Somit passte dort nur wesent­lich weni­ger drauf, als auf die LPs. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg war dann das Natur­pro­dukt Schel­lack knapp, sodass die Firmen Colum­bia Records und RCA als Erstes mit Vinyl­plat­ten auf den Markt kamen.

Folgen­der Text erschien hier im Jahr 2014:

Ach ja, der Musik­in­dus­trie geht es schlecht. Schon immer fühlte sie sich bedroht. Die Kampa­gne “Raub­ko­pie­rer sind Verbre­cher” gegen das Tauschen von Musik­da­teien in Inter­net war ja nicht die erste Panik­ma­che. Vor zwei Jahren wurde hier schon aus einem Arti­kel von 1977 zitiert, in dem darüber berich­tet wurde, die Musik­cas­sette könnte der Tod der Schall­platte sein. Soge­nannte “Tonband-Pira­ten” würden an der Musik­in­dus­trie vorbei Millio­nen von Casset­ten bespie­len und verkau­fen.

Doch auch die Schall­platte war lange vorher schon mal ein Feind­bild. Um die vorletzte Jahr­hun­dert­wende herum schal­tete der Deut­sche Musi­ker-Verband in Berlin Zeitungs­an­zei­gen gegen die Nutzung der Schel­lack-Schall­plat­ten:

“40.000 Berufs­mu­si­ker als Opfer der Tech­nik arbeits­los!
Kann mecha­ni­sche Musik und Musik-Über­tra­gung die leben­dige Musik voll­wer­tig erset­zen? Nein! Niemals!
Nicht Tonfilm, nicht Rund­funk, nicht Gram­mo­phon bieten wirk­li­che Musik mit natür­li­chem Ton.
Darum fordere man im Kino, im Café, im Restau­rant Musik vom leben­den Orches­ter. Nur sie hat einen guten Klang!”

Genutzt haben die Annon­cen nichts. So wie später auch nicht die Klagen der Schall­plat­ten­in­dus­trie oder noch später der CD-Produ­zen­ten. Unab­hän­gig davon gibt es aber bis heute noch “lebende Orches­ter”.

 

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1 Kommentar

  1. Der Fort­schritt war noch nie aufzu­hal­ten, ob man das nun posi­tiv oder nega­tiv sieht. Wenn für eine Entwick­lung die Zeit da war, hat sie sich durch­ge­setzt.
    Die Live­mu­sik mit popu­lä­rer klas­si­scher Musik oder Schla­gern wie es sie noch bis in die fünf­zi­ger Jahre in vielen/manchen Cafes oder Restau­rants gab, ist jeden­falls fast ausge­stor­ben. Jeden­falls war die heutige Dauer­be­du­de­lung der Kunden in Kauf­häu­sern und Restau­rants nicht möglich.

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