Böse Zungen (wie auch ich eine habe) weigern sich seit Jahren, die Mehrzweckhalle Friedrichshain am Ostbahnhof “O2-World” zu nennen. Die Telefonfirma Telefónica Deutschland mit ihrer Marke O2 betreibt den Veranstaltungssaal überhaupt nicht, sondern zahlt einfach nur dafür, dass er diesen Namen trägt. Es ist nur Schein, so wie auch der Name der Marke selber, die ja mit Sauerstoff gar nichts zu tun hat, für den die Abkürzung O2 steht.
Es ist in Deutschland längst nicht mehr ungewöhnlich, dass Sportstätten nach Firmen oder Marken benannt werden. Allianz steht in München dran, HDI in Hannover, Lanxess in Köln. Auch das Olympiastadion in unserer Stadt war im Jahr 2007 für eine Umbenennung im Gespräch, der Senat erhoffte sich darüber Einnahmen von 5 Millionen Euro jährlich. Nach vielen Protesten aus der Bevölkerung wurde der Plan jedoch aufgegeben. Das ist bundesweit eine der wenigen Ausnahmen, fast alle Bundesliga-Stadien tragen längst den Namen von Firmen oder Produkten. Doch Firmen entwickeln sich weiter, bekommen einen schlechten Ruf oder nennen sich um — und somit bekommen auch die entsprechenden Sportstätten wieder einen anderen Namen, wie aus der AOL-Arena in Hamburg plötzlich die der HSH Nordbank wurde. Als diese kein Geld mehr hatte, kam der Name der Firma Imtech aufs Stadion. Mittlerweile steht auch Imtech finanziell nicht mehr allzu gut da, der nächste Namenswechsel ist absehbar. Die historische Bezeichnung Volksparkstadion dagegen ist längst ins Vergessen geraten. Eine Identifikation mit der Sportstätte durch die Bevölkerung oder die Fans des jeweiligen Stammvereins ist bei einer solchen Beliebigkeit der Namensgebung kaum möglich.
Auch die Mehrzweckhalle Friedrichshain wird regelmäßig von Sportvereinen genutzt, fast wöchentlich finden dort Basketball- und Eishockeyspiele statt. Für deren Fans wäre eine neutrale Benennung ihrer Heimstätte sicher angenehmer, als sich alle paar Jahre auf einen neuen Namen einzulassen.
Bis Mai 2015 läuft noch der Vertrag mit O2, derzeit sieht es nicht nach einer Verlängerung aus. Vielleicht erhält sie dann ihren ursprünglich vorgesehenen Namen Anschutz Arena, nach der Betreiberfirma der Halle. Oder der direkte Nachbar Mercedes schlägt zu und es kommt ein riesiger, sich drehender Stern aufs Dach. Besser wäre allerdings eine ganz andere Lösung, auch wenn ich dafür nicht wirklich viel zahlen kann: Berlin Street World.
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