Das Invalidenhaus

Stra­ßen­na­men erzäh­len oft die Geschichte ihrer Umge­bung. So ist es auch mit der Inva­li­den­straße, die von Alt-Moabit zur Brun­nen­straße in Mitte führt. Die dortige Verlän­ge­rung heißt Vete­ra­nen­straße und bezieht sich eben­falls auf dieje­ni­gen, die einst für Preu­ßen in den Krieg ziehen muss­ten.
Heute kennt man das Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­rium, das lang­ge­zo­gen zwischen der Scharn­horst­straße und dem Berlin-Span­dauer Schiff­fahrts­ka­nal liegt. Dies war einst das Inva­li­den­haus mit drei Stock­wer­ken und mehre­ren Flügeln.

Schon König Fried­rich I. plante Anfang des 18. Jahr­hun­derts ein Heim für ausge­diente und kriegs­be­schä­digte Solda­ten seiner Armee. Doch erst sein Enkel Fried­rich II., auch der Große genannt, setzte diesen Plan 40 Jahre später um. Tausende Inva­li­den aus den zwei Schle­si­schen Krie­gen mach­ten eine Versor­gung der Solda­ten nötig. Die Anre­gung zu dem Haus holte sich der damals noch gar nicht so Alte Fritz in Frank­eich.
Als das Inva­li­den­haus 1748 eröff­nete, hatte es schnell über 600 Bewoh­ner, die hier ihre letz­ten Jahre verbrach­ten. Doch es war kein Sana­to­rium, auch wenn die ärzt­li­che Versor­gung kosten­los war und für Verpfle­gung und Klei­dung gesorgt war. Die gesamte Einrich­tung war mili­tä­risch orga­ni­siert, die einzel­nen Abtei­lun­gen in Kompa­nien aufge­teilt, mit klaren Befehls­struk­tu­ren. Die Bewoh­ner trugen ihre Unifor­men, sie behiel­ten ihre mili­tä­ri­schen Ränge, muss­ten soweit sie gesund­heit­lich dazu in der Lage waren Wach­dienst schie­ben und Para­den abhal­ten. In den ersten Jahr­zehn­ten hatte das Inva­li­den­haus sogar eine eigene Gerichts­bar­keit. Vor dem Komplex wurden Felder ange­legt, so dass sich die Bewoh­ner größ­ten­teils selber versor­gen konn­ten.

Fried­rich II. hatte das Inva­li­den­haus aufgrund der Nähe zur Charité an dieser Stelle errich­ten lassen. Im 18. Jahr­hun­dert schlen­gelte sich die Berli­ner Stadt­mauer im Nord­wes­ten durch die Hanno­ver­sche und Hessi­sche Straße. An der heuti­gen Luisen­straße befand sich das Neue Tor. Hier gelangte man nach Berlin und direkt zur Charité.
An Nach­schub von Inva­li­den mangelte es nicht, Preu­ßen, später Deutsch­land, führte ja gern Kriege. Es wurden sogar nur Inva­li­den aufge­nom­men, die als Solda­ten unmit­tel­bar vor dem Feind gestan­den haben.

Um das Jahr 1900 herum wurde zwischen Inva­li­den­haus und Inva­li­denst­aße ein pompö­ser Anbau für die Kaiser-Wilhelm-Akade­mie (Mili­tär­ärzt­li­che Akade­mie) errich­tet. Mit dem Ersten Welt­krieg stieg die Zahl der Bewoh­ner und in der Nazi­zeit wurde die gesamte Einrich­tung sogar der Wehr­macht unter­stellt. Die aber wollte es für ihre Akade­mie nutzen, immer­hin stan­den ja Blitz­krieg und die Erobe­rung des Ostens bevor. Daher wurde in Froh­nau die noch heute exis­tie­rende Inva­li­den-Sied­lung errich­tet, die 1938 die Aufga­ben und Bewoh­ner des Inva­li­den­hau­ses über­nahm. Der Umzug wurde von Oberst Wilhelm Staehle orga­ni­siert, der 1944 zu den Mitver­schwö­rern des 20. Juli gehörte und Ende April 1945 hinge­rich­tet wurde. Nach ihm wurde in Froh­nau die Straße benannt, die in die Inva­li­den-Sied­lung führt. Nach der Befrei­ung 1945 wurde der Komplex in der Scharn­horst­straße zu einem Mili­tär­la­za­rett umfunk­tio­niert. In den folgen­den Jahren diente es als Kran­ken­haus für DDR-Poli­ti­ker, Wirt­schafts­len­ker und Diplo­ma­ten. Die eins­tige Akade­mie an der Inva­li­den­straße wurde zu dem Gericht, in dem die berüch­tigte Chef­an­klä­ge­rin Hilde Benja­min mehrere Schau­pro­zesse leitete. Ende der 1990er Jahre zog mit dem Regie­rungs­um­zug in das eins­tige Inva­li­den­haus und die Ex-Akade­mie das Bundes­mi­nis­te­rium für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie ein.

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