Ein besonderes Kleinod Berlins — sowohl in architektonischer wie in gesellschaftlicher Hinsicht — ist die Künstlerkolonie Berlin in Wilmersdorf. Zwischen 1927 und 1929 ließen die “Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger” und der “Schutzverband deutscher Schriftsteller” um den damaligen Laubenheimer Platz (heute Ludwig-Barnay-Platz) drei Wohnblöcke für ihre Mitglieder errichten. Die Kolonie war eingebettet in eine Bebauung, die sich schon seit 1911 von den Mietkasernen abheben wollte. Im Laufe der Jahre ließen sich hier eine Vielzahl prominente und auch weniger bekannte Schriftsteller, Schauspieler, aber auch Wissenschaftler nieder. Unter ihnen Namen wie Ernst Busch, Ernst Bloch, Johannes R. Becher, Rene Kollo, Wilhelm Reich, Erich Weinert, Joachim Ringelnatz und sehr viele andere.
Merkmal der “Kolonie” war von Beginn an, dass viele ihrer Bewohner politisch links bis radikal-demokratisch waren, zahlreiche Berichte erzählen vom Widerstand der Bewohner, die schon vor der Nazizeit öfter unter Razzien litten. Am 15. März 1933 folgte dann eine Groß-Razzia, die das Leben in der Künstler-Kolonie radikal veränderte. Die SA stürmte das Wohnviertel, zahlreiche Bewohner wurden verhaftet, manche von ihnen später im KZ ermordet.
Die Website zur Künstlerkolonie dokumentiert ausführlich die Zeit der Gründung und der späteren Verfolgung durch die Nazis. Auch die vielen bekannten Bewohner werden vorgestellt, dazu historische Zeitungs-Artikel über das Treiben in der Kolonie.
Es gibt aber noch einen weiteren Bereich und dessen Existenz beweist, dass es auch heute noch nicht ganz vorbei ist mit den Künstlern in der Kolonie: Die “Veranstaltungen der Künstler Kolonie Berlin e.V.” finden im Wilmersdorfer Coupé-Theater statt. Denn auch nach der Nazizeit siedelten sich hier wieder Künstler an. Namen wie Dieter Hildebrandt, Klaus Kinski, Anita Kutpsch bis hin zu Hugo Egon Balder zeigen, dass das Viertel noch immer eine gewisse Anziehungskraft besitzt.
Foto: Rhetorik-Netz, CC BY-SA 3.0
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