Hasspartei im Aufwind

Die gest­ri­gen Land­tags­wah­len in Rhein­land-Pfalz, Sach­sen-Anhalt und Baden-Würt­tem­berg haben eines gezeigt: Der Schoß ist frucht­bar, aus dem es kroch. Und es kriecht noch immer. Mit 12, 15 und 24 Prozent haben die Bürger mit der AfD eine Partei in die Land­tage gewählt, die noch immer von Vielen als “rechts­po­pu­lis­tisch” bezeich­net wird. Doch sie ist rechts­extre­mis­tisch, ihre Forde­run­gen und Aussa­gen decken sich in vielen Punk­ten mit denen der NPD. Ob es um den Hass gegen Immi­gran­ten und Flücht­linge geht, um “Recht und Ordnung” (obwohl viele von ihnen selber krimi­nell sind) oder um die Forde­rung, Deut­sche besser zu behan­deln als andere Staats­bür­ger — die wesent­li­chen Inhalte unter­schei­den sich kaum. Führende AfD’­ler fordern sogar, auf Flücht­linge zu schlie­ßen, wenn sie nicht an den Gren­zen halt machen. Der Unter­schied zwischen den beiden Parteien ist die Fassade, statt stier­na­cki­gen Hooli­gans zeigt die AfD die grin­sende Fratze des bürger­li­chen Hass­pre­di­gers. Rassis­mus und extre­mer Natio­na­lis­mus sind eben die wesent­li­chen Schwer­punkte sowie des Bieder­manns, als auch des Brand­stif­ters.
Offi­zi­ell distan­zie­ren sich die AfD und NPD vonein­an­der, doch auf Demons­tra­tio­nen marschie­ren sie gemein­sam. So weit ist man eben doch nicht ausein­an­der.

Im vergan­ge­nen Sommer, als über­all in Deutsch­land viele tausend Menschen den Flücht­lin­gen gehol­fen haben, war es mir zum ersten Mal im Leben nicht mehr unan­ge­nehm, Deut­scher zu sein. Zu viel rech­ten Hass habe ich in meinem Leben erlebt und gese­hen, nicht nur von erklär­ten Neona­zis, sondern vor allem von Spieß­bür­gern, als dass ich “den Deut­schen” wirk­lich vertraut hätte. Kaum kommen viele Flücht­linge, die hier um Hilfe und Schutz bitten, taucht der alte Rassis­mus wieder offen an die Ober­flä­che. Das war schon vor 25 Jahren so, als die “Repu­bli­ka­ner” in mehrere Länder­par­la­mente einzo­gen und es ist heute nicht anders.
Damals gab es eben­falls zahl­rei­che mili­tante Anschläge, sogar mit Toten. Aber auch Pogrome wie in Rostock, Mann­heim oder Hoyers­werda, als Hunderte von Bürgern mit Stei­nen und Paro­len schutz­su­chende Flücht­linge angrif­fen. Das Herren­men­schen­den­ken ist in Deutsch­land noch immer weit verbrei­tet.

Es ist zu erwar­ten, dass sich die Hass­par­tei AfD noch in ande­ren Bundes­län­dern durch­setzt und nach einer Scham­frist wird sie sicher von der CDU als Koali­ti­ons­part­ner akzep­tiert werden. Gerade die sehr schlech­ten Wahl­er­geb­nisse der Union gestern wird sie weiter nach rechts rücken lassen. Genug Scharf­ma­cher gibt es bei ihnen, denen die Flücht­lings­po­li­tik von Angela Merkel viel zu libe­ral ist. Leute wie Seeho­fer, Bouf­fier oder Henkel werden sich auf Dauer nicht von der AfD distan­zie­ren, wenn davon abhängt, die Regie­rung zu bilden. Wenn es um die Macht geht, bleibt die Moral meis­tens auf der Stre­cke.

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1 Kommentar

  1. Moin, moin,
    ja, der Schoß ist leider wieder mehr als frucht­bar. Es ist weiter­hin fatal, dass die “Altpar­teien” den AfD Erfolg mit Protest­wäh­lern abtut. Nein! Wenn man in Sach­sen- Anhalt die Stim­men von NPD und Afd addiert, sind das fast 30%. 30 Prozent der Bevöl­ke­rung, die nicht nur Frau Merkel nicht mehr mögen, sondern die fest davon über­zeugt sind, dass sich alle Probleme lösen, wenn es weni­ger Auslän­der gäbe. Gab doch gestern so geile O‑Töne, da fragt man sich doch, ob diese bildungs­fer­nen asoziale Schich­ten jemals wieder in eine huma­nis­ti­sche Gesell­schaft inte­griert werden können. Es ist stuben­rein gewor­den, was früher nur leise und ggfs. nach genü­gend Alko­hol ausge­spro­chen wurde. Da zeigt sich das stahl­be­ton­ge­här­tete Welt­bild, dass ein Deut­scher an sich etwas Besse­res sein muss. Angst vor Isla­mi­sie­rung in Sach­sen oder Sach­sen-Anhalt, dass ich nicht lache. Bevor mir da ein Isla­mist über den Weg läuft werde ich doch wahr­schein­li­cher vom Blitz getrof­fen! Derar­tige Sach­in­for­ma­tio­nen pral­len bei den rech­ten Idio­ten aber ab.
    Geil auch der Opa mit seiner schwer gestürz­ten Frau, der sagte, wenn da so eine mit Kopf­tuch gestürzt wäre wären sicher gleich drei Ärzte da gewe­sen, sie ließe man aber alleine. Dabei machte der Doc gerade einen Haus­be­such!
    Eigent­lich ist das an Pein­lich­kei­ten kaum zu über­bie­ten, das bekommt aber immer mehr Applaus.
    Ich merke ich komme gerade in Rage. Ich höre mal lieber auf! :-).
    Gruß Frank

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