Clooney und Merkel unter’m Olivenbaum

Man kennt solche Leute vor allem aus Hamburg. Aggres­siv aufdring­lich versu­chen sie auf der Reeper­bahn, Mäner in die Sex-Clubs zu lotsen, auch bei Ableh­nung kann es einem passie­ren, dass sie hinter­her laufen und einen am Arm fest­hal­ten. Ob das erfolg­reich ist?
Nicht ganz so pene­trant treten einige Kell­ner einer Pizze­ria in der Rosen­tha­ler Straße auf. Wie ein Mantra murmeln sie stän­dig vor sich hin: “Sommer­gar­ten, Oliven­bäume, Pizza ab vier-neun­zig, Sommer­gar­ten, Oliven­bäume, Pizza ab vier-neun­zig”. Ich beob­achte sie oft vom Taxi aus, es hat schon fast was Reli­giö­ses. Sowie ein Passant vorbei­kommt, wird der Wort­schatz auf “lecker, billig” erwei­tert. Aber auch das ändert sich täglich. Spätes­tens wenn man lang­sa­mer wird, schlägt der Anima­teur zu: “Kommen Sie, kommen Sie, schö­ner Sommer­gar­ten, lecker Pizza!”
Vor allem Frauen kommen nicht vorbei, ohne ange­spro­chen zu werden. Je nach Tages­form vari­ie­ren die Verspre­chen. Heute hörte ich: “In 10 Minu­ten kommt George Cloo­ney!” und “Die Merkel isst hier heute noch”. Essen sie womög­lich zusam­men? Bahnt sich hier kurz vor der Bundes­tags­wahl eine Kultur­of­fen­sive der Kanz­le­rin an? Oder ist gar alles nur gelo­gen?

Am frühen Abend blieb ein Frau­en­pär­chen vor der drau­ßen ange­brach­ten Spei­se­karte stehen. Sofort stürzte der Pizza-Casa­nova auf sie zu und spulte sein Programm ab. Doch die zwei waren nur genervt. Als er mit “Bella, bella!” kam, rief die eine: “Laber uns nicht voll, Macker!” Da half ihm auch sein “buona sera” nichts mehr, die Damen dreh­ten sich um zu mir und frag­ten nach einem ande­ren Italie­ner.
Ich bin also nicht der Einzige, der diese aufdring­li­che Art nicht mag. Trotz “wunder­schö­ner Sommer­gar­ten, Oliven­bäume, Stein­ofen­pizza, schöne Frau”.

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Zufallstreffer

Berlin

Kunstklo

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3 Kommentare

  1. Eigent­lich habe ich bei ihnen geges­sen aber habe nicht der Sommer­gar­ten besucht. Am Tisch im Fens­ter haben wir zwei kleine Pizzas bestellt — war nicht so schlimm aber nix beson­ders. Aber der Ruf des Pizza-Casa­nova hat im diesen Fall Erfolg!

  2. Mich nerven solche billi­gen Anma­chen auch ziem­lich. Wenn schon, dann muss man wissen, wen man vor sich hat und ein biss­chen einschät­zen können, ob es Erfolg hat.
    Aber manch­mal klappt es zu gut. Ich hab mal mit ein paar Kolle­gen nachts vor dem Matrix gestan­den und wie üblich sind da Leute raus­ge­lau­fen, die kein Taxi haben woll­ten. Auf einmal meint einer der Kolle­gen mitten in der Reihe zu den vier Leuten:

    “Sacht mal, ihr braucht doch bestimmt ein Taxi!”

    Und erstaun­li­cher­weise waren sie dann tatsäch­lich inter­es­siert, haben ihn gefragt, was es nach Fran­zö­sisch-Buch­holz kosten würde und dann beschlos­sen, dass der Preis für vier Leute eigent­lich trag­bar ist.

    In dem Moment hab ich mir auch einfach mal eine größere Klappe gewünscht…

    Aber das war eine Ausnahme und grund­sätz­lich stimme ich dir zu.

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