Das alte Dreilinden

Noch immer findet man in Berlin längst vergan­gene Orte, obwohl die doch im Bewusst­sein sehr vieler Menschen mal eine wich­tige Rolle gespielt haben. Vorbei, Geschichte, wenn auch eine gar nicht so alte.

Mit der Grün­dung der DDR 1949 wurden die Ränder West-Berlins zur Staats­grenze, schon lange vor dem Mauer­bau. Wer von Ost nach West oder anders­rum wech­seln wollte, musste nun Kontrol­len über sich erge­hen lassen. Genau wie auch die Reisen­den zwischen West-Berlin und der Bundes­re­pu­blik. Dazu wie auch an der AVUS, nahe der Kolo­nie Drei­lin­den, die zur Gemeinde Klein­mach­now gehört. Damals führte die Auto­bahn, aus dem Grune­wald kommend, hinter dem Zehlen­dor­fer Kreuz in das Gebiet der DDR. Die AVUS verlief weiter west­lich und nach mehre­ren hundert Metern über­querte sie noch­mal ein klei­nes Stück West-Berli­ner Gebiet, direkt am Orts­teil Albrechts Teerofen. An dieser Stelle, direkt am Teltow­ka­nal, entstand der Kontroll­punkt Drei­lin­den. Prak­tisch hieß das, dass Autos aus Zehlen­dorf kommend ohne Kontrolle in die DDR einfuh­ren, durch ein abge­sperr­tes Gebiet bis zu “Albrechts Teerofen” und erst dann — von West und Ost — bei der endgül­ti­gen Einfahrt in die DDR kontrol­liert wurden.

Auf DDR-Seite hieß der Kontroll­punkt GÜST (Grenz­über­gangs­stelle) Drewitz, die Berli­ner Seite, von der US-Armee betrie­ben, nannte ihn Check­point Bravo. Das war jedoch nicht der, dessen einst bunte 60er/70er-Jahre-Archi­tek­tur noch heute steht. Denn 1969 wurde die AVUS ein paar hundert Meter weiter nach Osten verlegt, sodass sie nach dem ersten Verlas­sen West-Berlins nur noch durch ostdeut­sches Gebiet führte.

Wer heute noch Zeug­nisse der alten Anla­gen sucht, hat Chan­cen, aber sie liegen versteckt. Mitten im Wald erkennt man noch gut den Verlauf der alten AVUS, eine Brücke führt darüber, die jedoch lang­sam verfällt. Am Ende dann findet man die letz­ten Relikte: Noch erkenn­bar sind auf dem Asphalt die Markie­run­gen “PKW” und “BUS LKW” zu erken­nen, hier aber fährt schon lange kein Auto mehr. Die eins­tige Rast­stätte, teil­weise noch aus Holz, verfällt lang­sam, die Schei­ben sind heraus­ge­schla­gen, die Wände zertre­ten. Dabei ist dies das letzte über­haupt noch erhal­tene Gebäude, bis 1969 gab es mehrere Kontroll­ba­ra­cken und andere Häuser.

Die Rast­stätte hatte nach der Schlie­ßung des Kontroll­punkts aber noch ein zwei­tes Leben. Ein Camping­platz wurde hier errich­tet, keine Zelte, sondern Wohn­wa­gen, sie stan­den auf dem siche­ren alten Asphalt. Als der Platz 2007 aufge­ge­ben wurde, waren nur noch weni­ger Camper hier, eine ganze Gene­ra­tion hatte hier ihre Sommer verbracht, die meis­ten gibt es nicht mehr.

Ein kaput­ter Schau­kas­ten erin­nert noch an diese Zeit, die Kästen für die Strom­ver­sor­gung, die Markie­run­gen der Claims auf dem Boden, die drei Fahnen­stan­gen, die schon vorher von den Ameri­ka­nern aufge­stellt worden waren. Und natür­lich das Vereins­heim in der ehema­li­gen Rast­stätte, das zwar einge­zäunt angeb­lich vom Wach­schutz bewacht und geschützt wird, aber wohl trotz­dem keine Zukunft mehr hat. So wie der ganze Ort hier, der auf einma­lige Weise für die Vergäng­lich­keit unse­rer Geschichte steht.
Im Laufe der Jahr­zehnte gab es mehr­mals Anläufe, das Gebäude zu sanie­ren und in ein Museum umzu­wan­deln. Dass das was wird, darf man bezwei­feln.
Vom DDR-Kontroll­punkt ist über­haupt nichts mehr übrig. An seiner Stelle steht heute die Lärm­schutz­wand, die den nicht mehr vorhan­de­nen Camping­platz vor dem Krach der Auto­bahn schützt.

So kommt man hin:
Mit dem BVG-Bus vom S‑Bhf. Wann­see: Bus 118 Rich­tung Pots­dam bis zum Königs­weg Ecke Mach­nower Straße. Von dort zu Fuß 10 min. über Mach­nower Straße und Krem­nit­zu­fer bis zum alten Grenz­über­gang.
Mit dem Auto:
AVUS bis Ausfahrt Klein­mach­now. Stol­per Weg links, über den Kreis­ver­kehr, dann Teero­fen­damm links bis zum Ende. Hier kommt man auch mit den Bussen 620 und 628 hin. In der Verlän­ge­rung der Straße 5 min. zu Fuß durch das Gelände kommt man an die alte Auto­bahn. Zum Grenz­über­gang gehts dann links lang.

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