Wunschdenken

Eklat beim Empfang im Edel­hotel Ritz Carl­ton: Die Damen und Herren­men­schen der oberen Tausend sind auf das normale Fußvolk schlecht zu spre­chen. Vor allem, wenn es aus nicht­rei­chen Taxi­fah­rern besteht. Also bestim­men sie, dass der Taxi­stand vor dem Hotel ausschließ­lich den schwar­zen VIP-Limou­si­nen zur Verfü­gung steht, die Taxen müssen sich 100 Meter weiter hinten in der Straße aufstel­len — in der zwei­ten Spur. Natür­lich gibt es Unmut wegen des arro­gan­ten Umgangs. Aber das gemeine Volk kann tatsäch­lich sehr fies sein…
20.30 Uhr, Ball­saal, das Diner wird gereicht. Herr und Frau Wich­tig begin­nen zu spei­sen, der Chef­koch hat dies­mal ein unge­wöhn­li­ches Arran­ge­ment kreiert, doch der geübte VIP-Gast weiß sich zu beneh­men und macht gar Kompli­mente über das “außer­ge­wöhn­li­che und phan­ta­sie­volle” Diner. Noch. Doch woran erin­nert es nur?
Plötz­lich ein Ruf, der alle Gäste die Gabeln aus der Hand fallen und das Essen wieder nach außen beför­dern lässt: “Hunde­fut­ter!”. Die fahrende Zunft hat dies­mal dem Koch über­lis­tet und das Essen auf dem Weg an die Tische ausge­tauscht.
Wütend stürmt die edle Masse in ihren Smokings und Abend­klei­dern nach drau­ßen, auf die Reihe der warten­den Taxis und deren feixen­den Fahrern zu, die golde­nen Stöckel­schuhe als Waffe in der Hand. Als eine der blon­den, hoch­tou­pier­ten Furien auf mich losgeht, wache ich auf. Es war nur ein Traum. Nicht ganz unrea­lis­tisch. Aber mit inter­es­san­ten Anre­gun­gen.

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Zufallstreffer

Geschichte

DDR gegen BRD 2 : 1

Bei der Fußball-WM 1974 gewann das Team der DDR gegen das der Bundes­re­pu­blik, die dann aber Welt­meis­ter wurde. Das 1990 geplante Spiel DDR-BRD konnte aller­dings nicht mehr statt­fin­den. Aber es wurde heute in Leip­zig nach­ge­holt […]

2 Kommentare

  1. Ich unter­stelle, dass es weni­ger gegen “nicht­rei­che” Taxi­fah­rer ging, sondern gegen den Umstand, dass Berli­ner Taxi­fah­rer zu einem großen Teil, wenn nicht mehr­heit­lich, das werden Sie genauer wissen, türki­scher oder arabi­scher Herkunft sind.

    Ein Taxi leiste ich mir nur alle paar Jahre in Notfäl­len. Früher war das halb­wegs entspan­nend, man saß bequem und konnte sich unter­hal­ten ‑oder es auch lassen‑, die Gefahr unan­ge­neh­mer Erleb­nisse war eigent­lich nicht gege­ben: Die Fahrer waren manch­mal freund­lich, immer aber höflich, schlimms­ten­falls war eine Fahrt lang­wei­lig, höchst selten aber befremd­lich oder beklem­mend.

    Heute ist es anders, z.B. hat sich ein ‑ja, türki­scher- Fahrer während einer 15minütigen Fahrt immer wieder unter seinem ziem­lich specki­gen Pull­over geräusch­voll scha­bend hoch am Rücken gekratzt, wofür er sich fahrend weit vors Steuer lehnte. Was sein Gast davon hielt, war ihm offen­sicht­lich egal, er hatte schon beim Einstei­gen den Gruß nicht erwi­dert und kommen­tierte den Fahrt­wunsch mit einem undeut­li­chen Gemur­mel, dem man besten­falls entneh­men konnte, dass er verstan­den hatte und die Fahrt akzep­tierte. Sein Gast und die Fahrt war ihm erkenn­bar lästig. Als ich am Ende kein Cent Trink­geld gab, mit der Fest­stel­lung, ich gäbe es sonst immer, aber dies­mal machte ich mit Absicht eine Ausnahme, wurde er aller­dings rich­tig unge­hal­ten und gab zudem, erkenn­bar auch mit Absicht, möglichst klei­nes Münz­geld heraus. Sons­tige Taxi­fahr­ten mit türki­schen oder arabi­schen Fahrer verlie­fen zwar weni­ger dras­tisch, aber stets schweig­sam, mit einer nur ange­deu­te­ten Erwi­de­rung des Grußes beim Einstei­gen; Span­nung und nicht verhehl­ter Anti­pa­thie oder zumin­dest demons­tra­ti­vem Desin­ter­esse mach­ten die Fahr­ten unan­ge­nehm.

    Ich weiß aus Erfah­rung als Kreuz­ber­ger, dass man mit Inter­esse und Anspra­che auch grobe Flegel mit “MiHi­Gru” in ein Gespräch verwi­ckeln kann, manche blühen dann rich­tig auf, ‑wenn man Poli­ti­sches vermei­det, denn eine andere Meinung verä­gert schnell!-, aber gerade bei Flegeln und unge­fäl­li­gen, gar unhöf­li­chen Menschen habe ich dazu eben keine Lust, sehe es auch nicht als meine Höflich­keits­pflicht an, entschul­dige und erkläre es mir auch nicht mit Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­ren von Rand­grup­pen — das Gutmen­schen­tum hat sich spätes­tens ein, zwei Jahre nach meinem ‑naiven- Umzug nach SO36 gelegt. Taxi­fahr­ten über­lege ich mir deswe­gen noch genauer; wenn ich schon mehr Geld als mit der U‑Bahn auslege, möchte ich mich wenigs­tens nicht unan­ge­neh­men Situa­tio­nen ausset­zen. Da die auch im ÖPNV öfter vorkom­men können, und ich annehme, dass sich das nicht verbes­sern wird, fahre ich immer öfter Fahr­rad, weni­ger wegen des Geldes, sondern weil ich da eher meine Ruhe vor Unan­nehm­lich­kei­ten habe.

    Ob es sich im Ritz Carl­ton wirk­lich um Herren­men­schen­ge­bah­ren handelt, können Sie viel­leicht besser beur­tei­len als ich: gab es solches Aussper­ren von Taxi­fah­ren vor 20, 30, 40 Jahren auch? Ich bezwei­fele es. Taxis waren früher schwarz, von Merce­des, und die Fahrer waren manier­lich geklei­det, mindes­tens höflich, und hatten selten ein Problem damit, in einem Dienst­leis­tungs­be­ruf zu arbei­ten; auch verwöhn­ten Hotel­gäs­ten soll­ten sie in der Regel nicht unan­ge­nehm gewe­sen sein.

  2. Ich verstehe schon ganz gut, was sie meinen und kann solch ein nega­ti­ves Verhal­ten auch nicht billi­gen. Darüber gibt es durch­aus auch in der “Taxi-Szene” Ausein­an­der­set­zun­gen. Aller­dings kenne ich mehrere türki­sche und irani­sche Fahrer, denen solch ein Verhal­ten genauso fremd ist.
    Das mit dem Aussper­ren von Taxis kommt in den letz­ten Jahren öfter vor, mögli­cher­weise auf Druck der Spon­so­ren (im Fall der Berli­nale BMW).

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