In der Maikäferkaserne in der Chausseestraße / Kesselstraße (heute: Habersaathstraße) war am Abend des 3. April 1915 Garde-Füsilier Hans Leip auf Wachposten. Eine „dumpfe Todesahnung“ beschlich ihn, denn am nächsten Tag musste er an die Front. Er hatte sich kurz zuvor erst von der dunkelhaarigen Lili verabschiedet, dann von der blonden Marleen. Jetzt verschmolzen sie zu Lili Marleen, und nach seiner Ablösung kritzelte er einige Verse mit einer Melodie ins Notizbuch: “Vor der Kaserne vor dem großen Tor…”
Die Sängerin Lale Andersen sang dieses Lied in einer Version, die heute kaum noch bekannt ist. Norbert Schultze komponierte mehr als zwanzig Jahre später im Groschenkeller eine neue Melodie, die sein Verleger jedoch erst ablehnte: „Man kann nicht darauf tanzen, man kann nicht drauf marschieren, vergiss es!“ Tatsächlich verkauft sich diese Version, am 2. August 1939 erstmalig auf Schallplatte veröffentlicht, nur 700 mal. Im Laufe des 2. Weltkriegs aber wird “Lili Marleen” so oft im Radio gespielt, dass es sich zu einem Millionenhit entwickelt.
Norbert Schultze war mit der militärischen Umsetzung seiner Musik nie einverstanden. Trotzdem entwickelte sich Lili Marleen zum Soldatenlied schlechthin. Nach der Wehrmacht übernahmen noch zu Kriegszeiten auch die Briten und US-Amerikaner das Lied in einer englischen Version. Und noch heute wird die Melodie jeden Abend zum Abschluss des Programms von Radio Andernach gespielt, dem Sender der Bundeswehr.
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