Gründungsparteitag der SED in Berlin

070616_sed.gifDer Geist von Marx und Lenin lag heute über dem I. Partei­tag der neuen Sozia­lis­ti­schen Einheits­par­tei Deutsch­land, die ab sofort den Namen “Die Linke” führt. Ursprüng­lich hieß sie Spar­ta­kus­bund, bis sie sich 1919 mit der USPD zur KPD verei­nigte. Während der Nazi­herr­schaft zerschla­gen wurde sie 1945 erneut gegrün­det, dies­mal unter der schüt­zen­den Hand Stalins. Im April 1946 wurde die SPD in der DDR mit der KPD zur “Sozia­lis­ti­schen Einheits­par­tei Deutsch­land” (SED) zwangs­ver­ei­nigt, zahl­rei­che Sozi­al­de­mo­kra­ten wander­ten in die Gefäng­nisse der Staats­si­cher­heit. Während die KPD in der Bundes­re­pu­blik verbo­ten wurde und später ein kümmer­li­ches Dasein als polit­sek­tie­re­ri­sche “DKP” fris­tete, war die SED der Allein­herr­scher im Ostteil Deutsch­lands.

Während der Wende dann wieder ein neuer Name: Erst SED/PDS, dann 1990 nur noch PDS, als ob der Dikta­tor mit neuem Namen nicht mehr erkannt würde. Doch es waren noch immer die alten Seil­schaf­ten, die die Partei beherrsch­ten, nur wenige wurden symbol­träch­tig ausge­schlos­sen, doch die Mehr­heit der Kame­ra­den stand in Treue fest zusam­men, bis heute: Erst vor einem Jahr gab es Tref­fen hoch­ran­gi­ger PDS-Poli­ti­ker mit Stasi-Offi­zie­ren, u.a. in Berlin und Straus­berg, dort bereits mit west­deut­scher Unter­stüt­zung.
Dass sich die KPD/SED/PDS 2006 noch den Zusatz “Links­par­tei” gab, um sich nun wieder mal komplett umzu­be­nen­nen, hat schon fast was komi­sches. Und dass Sie dabei mit alten Kadern der west­deut­schen DKP zusam­men­ar­bei­tet sowie mit Links­extre­men, die mal wieder durch die Insti­tu­tio­nen wollen, ist schon eher trau­rig. Bis heute hat sich die Partei nicht bei ihren Opfern entschul­digt, die einst Stalin gefei­ert hat, die später für den Tod Hunder­ter und Tausen­der DDR-Bürger in den Stasi-Knäs­ten und an der Grenze verant­wort­lich war. Gregor Gysi grüßte herz­lich die Dele­ga­tion der KP Chinas (ob sie viel­leicht lustige Geschich­ten vom Tian­an­men-Massa­ker zum besten gaben?). Er behaup­tete allen Erns­tes, die PDS wäre eine Frie­dens­par­tei. Offen­bar hat er die mili­tä­ri­sche Nieder­schla­gung des Prager Früh­lings verges­sen und den Wehr­kun­de­un­ter­richt, der von seiner Partei allen DDR-Jugend­li­chen aufge­zwun­gen wurde (übri­gens ausge­rech­net ab dem 39. Jahres­tag der deut­schen Einmar­sches in Polen). Gysi schwa­bu­lierte von sozia­ler Gerech­tig­keit, Chan­cen­gleich­heit in Bildung und Kultur, höhere Bürger­rechte, mehr Frei­heit, ohne mit nur einem Wort auf das unglaub­li­che Unrecht einzu­ge­hen, dass seine Partei (der er seit bereits 40 Jahren ange­hört!), den ostdeut­schen Bürgern ange­tan hat. Statt­des­sen bezeich­nete er die ande­ren Parteien im Bundes­tag als verfas­sungs­wid­rig.
An der pein­li­chen Geschichts­ver­schwei­gung konnte auch Oskar Lafon­taine nichts mehr retten, der sich als “in der Tradi­tion von Willy Brandt” stehend bezeich­nete und wenigs­tens ein einzi­ges Mal die unter­drück­ten Sozi­al­de­mo­kra­ten in der DDR ansprach. Auch das ändert nichts mehr daran, dass die “neue” Partei auch weiter­hin ein Zusam­men­schluss von Ewig­gest­ri­gen ist, die es unter allen Umstän­den vermei­den wollen, dass ihre Taten von 1945 bis 1989 ans Licht kommen. Sie haben jetzt ledig­lich Hilfe aus dem Westen Deutsch­land bekom­men.

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1 Kommentar

  1. Ja, die Verbit­te­rung ist groß, aber man muss nach vorne schauen. Die Links­par­tei hat nichts mehr mit der alten SED gemein­sam und man sollte aufhö­ren, in diese Rich­tung Stim­mung zu machen. Viele soziale Fragen sind in diesem Land nicht gelöst und deshalb werden viele Wähler nicht mehr zur Wahl gehen oder Außen­sei­ter wählen, In Berlin zeigt sich die rot-rote Regie­rung als sehr vernünf­tig. Besser als der alte Sumpf.

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