Autsch

Taxi­fah­rer in Mitte kennen das gut: Man cruist gemäch­lich durch die Orani­en­bur­ger, rechts und links stehen die Damen des ältes­ten Gewer­bes, dazwi­schen Passan­ten und zumeist männ­li­che Jugend­li­che, die mit Stiel­au­gen und zu enger Hose verschämt oder laut gröh­lend die Barbie-Puppen betrach­ten. Ab und zu, wenn eine sich einen Freier geschnappt hat, winkt sie ein Taxi. Früher hatten sie ein Haus direkt an der Obur­ger Ecke Lini­en­straße, dann in der Torstraße. Seit ein paar Jahren geht es per Kurz­stre­cke (“Gib dem Taxi­fah­rer aber ein Trink­geld, Süßer!”) in die Stein­straße. Das ist schnell verdien­tes Geld für zwei, drei Minu­ten Fahrt. Die Gesprä­che verlau­fen meist gleich, die Dame versucht den Mann etwas aufzu­tauen. “Na, und was machst du so? Ich hab dich hier ja noch nie gese­hen. Du bist nicht so oft hier, oder?”

Als die sehr kurz berockte, extrem lang­bei­nige Lady mit dem mittel­al­ten Mann im Schlepp­tau mich an der Ecke Tuchol­sky winkte, war eigent­lich schon alles klar. “Stein­straße bitte, Kurz­stre­cke.”
Während der Fahrt spra­chen sie aller­dings kein Wort. Am Bordell ange­kom­men meinte sie plötz­lich: “Kurz vor der Alten Schön­hau­ser!” Ich wurde neugie­rig: “Oh, seid Ihr umge­zo­gen?” Das Duzen gehört zwischen Huren und Taxi­fah­rern zum guten Ton.
Die Dame beugte sich nach vorn: “Ja, aber woher wissen Sie das denn?”
“Na, Ihr ward doch vorher ein paar Häuser weiter vorn.”
“Nein, vorher haben wir in Char­lot­ten­burg gewohnt, Sie müssen uns wohl verwech­seln.”
Plötz­lich fing der Mann an zu lachen: “Schatz, ich glaube, der Herr hat vor allem Dich verwech­selt. Du weißt doch, wo wir eben einge­stie­gen sind.”
Die Frau sagte nichts dazu und verließ den Wagen, während ihr Mann noch lachend bezahlte. Selten war mir eine Äuße­rung so pein­lich.

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Orte

Haus der Wannsee-Konferenz

Einer der histo­risch wich­ti­gen Orte Berlins ist sicher das Haus der Wann­­see-Konfe­­renz. Es ist zu befürch­ten, dass mehr Berli­ner das Strand­bad Wann­see kennen, als diese große Villa, die dem Bad genau gegen­über liegt und von […]

6 Kommentare

  1. Tja, das passiert ehm. Bei solchen Paar­kon­stel­la­tio­nen genauso wie bei ande­ren Paaren: z.B. mittel­al­ter­li­cher Mann — asia­ti­sche jüngere Frau oder auch mittel­alte Frau — junger Schwar­zer. Man und auch frau denkt sich auto­ma­tisch seinen/ihren Teil, auch wenn es manch­mal ganz anders ist. Habe solche “wissen­den” Blicke auch schon selbst erlebt, wenn ich mit meinem erwach­se­nen afro­deut­schen Sohn unter­wegs bin.

  2. *lach* Nett Aro, wirk­lich nett…

    Dat Fett reicht ja dann wieder für die nächs­ten 5 Jahre, waa?

    Mich würd jetzt nur noch inter­es­sie­ren warum die Dame wort­los ausge­stie­gen is und ihr Mann gelacht hat. ;-)

  3. Haha, klasse, der hat geses­sen! Für die Frau gibt’s zwei Möglich­kei­ten, damit umzu­ge­hen: 1. (die wahr­schein­li­chere) sich belei­digt fühlen, oder 2. (die bessere, aber unwahr­schein­li­chere) mal über ihr Outfit nach­zu­den­ken.
    Eigent­lich müsste es ja nicht Aro pein­lich sein, sondern eher ihr…

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