Manchmal erfährt man erst von den Leistungen eines Menschen, wenn er gestorben ist. So ist es mit der Polin Irena Sendlerowa, die am Pfingstsonntag im Alter von 98 Jahren starb. Sie galt als “Engel des Warschauer Ghettos”.
Schon in den 1930er Jahren hatte Irena Sendlerowa eine enge Beziehung zu den Juden in der Warschau, als Sozialarbeiterin kümmerte sie sich um Familien, kannte ihre Lebensbedingungen und genoss das Vertrauen der Menschen. Mitte 1940 wurde von den Faschisten das Warschauer Ghetto eingerichtet, in das nach und nach 500.000 Juden zusammengepfercht wurden. Als Krankenschwester für Epidemienkontrolle hatte Sendlerowa Zugang zum Ghetto, sie schmuggelte Nahrung, Kleidung und Medikamente hinein. Gleichzeitig schaffte sie heimlich jüdische Kinder aus dem Ghetto — entweder unter ihrem Mantel oder in Koffern und Müllbeutel versteckt, die dann von der Feuerwehr oder Müllabfuhr abgeholt wurden. Die befreiten Kinder wurden in katholischen Familien, Klöstern oder Heimen untergebracht, insgesamt konnte sie auf diese Weise etwa 2500 Kindern das Leben retten.
Im Oktober 1943 wurde Irena Sendlerowa im Alter von 33 Jahren festgenommen und von der Gestapo verhört. Doch selbst unter der drei Monate langen Folter gab sie die Identität der geretteten Kinder nicht preis, sodass sie zum Tod verurteilt wurde. Der polnischen Untergrundorganisation “Rat für die Unterstützung der Juden” (Zegota) gelang es aber, einen deutschen SS-Offizier zu bestechen, der sie auf dem Weg zur Hinrichtung niederschlug und in einen Graben warf, sodass sie fliehen und untertauchen konnte. Im Jahr 1965 wurde Irena Sendlerowa von der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel mit dem Titel “Gerechte unter den Völkern” geehrt.
Foto: gdfl
Wikimedia Commons, CC BY 3.0
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