09 • Arbeitslos

Wir hatten inso­fern Glück, dass mein Vater niemals arbeits­los war, das machte in der schlech­ten Zeit viel aus, als in vielen Fami­lien sehr viel Arbeits­lo­sig­keit war. Wir waren alle drei auch zusam­men arbeits­los, meine Schwes­ter, mein Bruder und ich, wir wurden alle drei am 1. Okto­ber 1931 arbeits­los. Ich Gott sei Dank nur zehn Wochen, aber meine Schwes­ter zwei Jahre und mein Bruder drei Jahre. Und mein Vater kriegte nicht einen Pfen­nig für uns. Wir waren alle zu der Zeit unter 21, ich wurde dann im Novem­ber 21, dann habe ich am 16. Dezem­ber, weiß ich noch genau, wieder ange­fan­gen zu arbei­ten. Ich bekam 1931 für vier Wochen Arbeits­lo­sen­un­ter­stüt­zung, das waren damals sieben Mark die Woche, das nannte sich Haupt­un­ter­stüt­zung, das hätte ich sowieso bloß sechs Wochen oder so gekriegt. Dann gab’s nach­her was ande­res, und da mein Vater ja Arbeit hatte und verdiente, hätte ich nach­her doch wieder nichts gekriegt. Dann wäre das auch wieder aus gewe­sen. Meine Geschwis­ter haben nie was gekriegt.

Das Gehalt meines Vaters wurde auch gekürzt, durch die Brüningsche Notver­ord­nung, zehn Prozent, das wurde über­all abge­zo­gen. Beson­ders große Schwie­rig­kei­ten hatten wir nicht, denn ich verdiente ja wenigs­tens wieder was, ich hatte zuletzt aufge­hört mit 171 Mark, und dann wurde ich wieder ange­stellt, und dann hatte ich 150 Mark gekriegt, und da kriegte ich unge­fähr so 130 Mark raus. Davon musste ich 60 Mark meinen Eltern geben, dann habe ich meinen Geschwis­tern jeden fünf Mark gege­ben im Monat Taschen­geld, damit sie wenigs­tens was hatten, und das andere hatte ich denn für mich. Mein Vater hatte dann sein Geld und die 60 Mark von mir. Das war nicht viel, aber es langte eben.

Hilde­gard Schön­rock: Wir kamen gerade so hin
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